Studie zur Attraktivität Lüneburgs zieht überwiegend positive Bilanz
Lüneburg, 23.06.2025 - Ist Lüneburg noch attraktiv? Das fragen sich immer mehr Lüneburger angesichts zunehmender Geschäftsraum-Leerstände ausgerechnet in den Innenstadtlagen, die wie die Bäckerstraße oder die Grapengießerstraße eigentlich als besonders frequenzstark und für den Einzelhandel daher entsprechend anziehend sein müssten. Politik und Verwaltung rätseln deshalb schon lange, wie der Leerstandsmisere beizukommen ist. Eine Studie kommt nun zu teils überraschenden Ergebnissen.
"Ihre Innenstadt hat eine tolle Ausgangssituation und super Noten bekommen. Seien Sie stolz auf Ihre Stadt!" Das sagte Boris Hedde, Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung in Köln (IFH), bereits im Rahmen der 4. Lüneburger Stadtkonferenz im Mai. Jetzt stellte er die IFH-Studie "Vitale Innenstädte 2024" dem Rat der Stadt vor.
Für die Studie hat das IFH im Herbst 2024 insgesamt 69.000 Interviews in 107 Städten geführt. Auch in Lüneburg wurden Passanten befragt. Das Ergebnis: Lüneburg gehört zu den Städten, die besonders gut abschneiden. Vor allem im Vergleich zu anderen Städten gleicher Größe steht die Hansestadt gut dar. Ob Aufenthaltsqualität, Sehenswürdigkeiten, Sicherheit, Lebendigkeit oder Erlebniswert – überall bekommt Lüneburg von den Befragten bessere Noten als der Durchschnitt. Die Architektur, also Gebäude und Fassaden, beschert der Hansestadt sogar einen Bestwert. Einzig bei der Stadtbegrünung (Schulnote 3) fällt Lüneburg hinter den Durchschnitt zurück.
All' das überrascht nicht, denn mit Lüneburgs historischer Altstadtsubstanz können nur wenige Städte mithalten. Was also sind die Faktoren, die die Stadt dennoch in der Attraktivitäts-Bilanz abrutschen lassen? Hier die Ergebnisse:
◼︎ Ohne Einzelhandel geht es nicht
Der Handel ist nach wie vor der Hauptgrund für einen Besuch in der Innenstadt. 61 Prozent der Befragten, die auch mehrere Gründe nennen konnten, kommen zum Einkaufen. Mit 40 Prozent folgt auf Rang 2 das gastronomische Angebot. Dahinter liegen relativ gleichauf Sightseeing, Dienstleistungen wie Friseure oder Banken, die Wege zu Behörden, Arztpraxen, oder Arbeitsplatz sowie das Freizeit- und Kulturangebot mit jeweils 14 bis 20 Prozent.
◼︎ Gastronomie top, Freizeit und Sport wünschenswert
Gut für die Hansestadt: Im Hinblick auf Restaurants, Cafés und Bars wird Lüneburgs Innenstadt als besonders attraktiv bewertet und erreicht einen Bestwert in der Studie. Auch beim Einzelhandels- und beim Kulturangebot kann Lüneburg punkten. Nur bei den Sport-, Spiel- und Freizeitmöglichkeiten in der Innenstadt liegen die Ergebnisse in der Studie unter dem Durchschnitt vergleichbarer Städte.
◼︎ Jugend ist gut bedient
„Innenstädte sind ein Ort für alle“, betont Boris Hedde. Für die Behauptung, junge Menschen ziehe es nicht mehr in die Innenstädte, gebe es keine Grundlage. Bundesweit sei das Durchschnittsalter der Innenstadtbesucher auf 46,1 Jahre gesunken. In Lüneburg liegt es sogar bei unter 39 Jahren. Ein Viertel der Menschen in Lüneburgs Fußgängerzone ist 20 Jahre oder jünger.
◼︎ Parken spielt keine Rolle
Hedde erläuterte anhand der IFH-Studie, dass Innenstadtbesuche attraktiver gestaltet werden müssten, um Menschen zu begeistern. "Vor allem die Aufenthaltsqualität, der Erlebniswert und Gebäude bzw. Fassaden gehören zu den Erfolgstreibern", sagte er. "Parkmöglichkeiten spielen dagegen als Erfolgsfaktor keine Rolle."
◼︎ Pluspunkte fürs Stadt-WC
Für Lüneburg habe die Befragung ergeben: Besonders die weitere Verbesserung des öffentlichen Toilettenangebots, die weitere Umgestaltung zu einer grünen Innenstadt und Maßnahmen gegen Leerstand werden von Besuchern gewünscht. Mit dem Stadt-WC und dem Konzept der stillfreundlichen Orte habe die Stadt bereits Maßnahmen eingeführt. Die Verwaltung plane zudem, dem Rat weitere Ideen zur Umgestaltung asphaltierter Plätze vorzulegen.
"Die Studie unterstreicht, wie beliebt unsere Innenstadt nach wie vor ist. Die Ergebnisse sind für uns aber kein Grund, uns darauf auszuruhen. Die Leerstandsbekämpfung beispielsweise ist eine Daueraufgabe. Die Ergebnisse der Studie sind für uns Motivation, die Herausforderungen, die die Weiterentwicklung der Innenstadt mit sich bringt, gemeinsam mit den Akteuren vor Ort anzugehen", sagt Lüneburgs Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch.
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