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Lüneburgs Grüne nur noch mit halber Führung

Co-Vorsitzender Ulf Reinhardt tritt mit sofortiger Wirkung zurück und weicht Antwort auf Parteimitgliedschaft aus

Ist er noch Mitglied bei den Grünen oder nicht? Ulf Reinhardt will sich dazu nicht äußern. Foto: GrüneLüneburg, 05.12.2020 - Bei den Grünen in Lüneburg ist derzeit der Wurm drin. Nicht nur ihr glücklos wirkendes Agieren beim Beenden der Jamaika-Gruppe mit CDU und FDP in Lüneburg oder auch die Aufkündigung der Gruppe von SPD und Grünen durch die SPD in Adendorf trüben das Bild, nun ist auch noch ihr Co-Vorsitzender im Lüneburger Stadtverband Ulf Reinhardt mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Doch nicht nur das, auch ein fehlendes Dementi zu seinem Partei-Austritt lässt aufhorchen.

Es verstrichen sechs bis sieben Sekunden, bis Ulf Reinhardt zu einer Antwort ansetzte, ob er noch Mitglied bei den Grünen sei. Sekunden, die im politischen Tagesgeschäft eine Ewigkeit sind und jeden Raum für Spekulationen bieten, zumal bei einer Antwort, die eigentlich nur mit Ja oder Nein zu beantworten ist. Doch auch mit seiner Antwort verweigerte der 52-Jährige eine Klarstellung. "Mal sehen", sagte Reinhard gegenüber LGheute, "die Frage ist, ob ich noch aktiv bin." Doch auch auf weiteres Nachfragen, was dies denn bedeute, sagte Reinhardt nur: "Sie können es deuten wie Sie wollen."

Dass er aber vom Amt des Co-Vorsitzenden des Lüneburger Stadtverbands zurückgetreten ist, stellte Reinhardt nicht in Frage. Es wäre auch wenig vorteilhaft gewensen, schließlich prangt dies auch schon seit Tagen auf der Homepage der Grünen. Dort wird auch erläutert, warum: "Ulf begründet dies vor allem mit seinen fehlenden zeitlichen Kapazitäten, insbesondere im Hinblick auf das kommende Wahljahr."

Das hat Reinhardt auch gegenüber LGheute bekräftigt. Er habe viele Hobbys und betreibe Sport, da bleibe für Parteiarbeit nicht viel Zeit, schon gar nicht im anstehenden Wahlkampf.

Warum Reinhardt, der erst 2018 zu den Grünen kam und sich vor zwei Monaten erneut in den Vorstand der Stadt-Grünen wählen ließ, nun plötzlich seine Hobbys für sich entdeckt und mit sofortiger Wirkung zurücktritt, wirft Fragen auf. Denn sein Rücktritt fällt genau in die Zeit, in der die grüne Stadtratsfraktion sich von der Jamaika-Gruppe verabschiedet hatte (LGheute berichtete). Dazu muss man wissen, dass Reinhardt Geschäftsführer einer Wohnungsbaugenossenschaft ist, der nachgesagt wird, dass sie beim geplanten Neubaugebiet "Wienebütteler Weg" einsteigen will – dem Projekt, das letztlich Anlass für das Jamaika-Ende war.

Von einem Interessenskonflikt aber will Reinhardt nichts wissen: "Dieses Problem ist nie an mich herangetragen worden." 

Seitens des Stadtverbands gab es nur eine kurze Mitteilung dazu. Der Vorstand bedauere diesen Schritt "außerordentlich". Voraussichtlich im Januar soll nun eine Mitgliederversammlung zwecks Neubesetzung einberufen werden. Bis dahin ist Andrea Kabasci alleinige Vorsitzende.