header

Doch noch Ehrenbürgerschaft für Mädge?

SPD, CDU und FDP wären bereit, dem scheidenden Oberbürgermeister die Würde anzutragen

Ulrich Mädge war dreißig Jahre Oberbürgermeister der Stadt Lüneburg. Ende Oktober scheidet er aus dem Amt. Foto: LGheuteLüneburg, 22.10.2021 - Wieviel Anerkennung verdient ein Oberbürgermeister, der sich dreißig Jahre lang für seine Stadt eingesetzt hat? Diese Frage steht im Raum, nachdem Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge kürzlich vom Rat der Stadt verabschiedet wurde. Dabei gab es zwar Beifall, Buch und Blumen, eine angemessene Würdigung Mädges für dessen Verdienste um die Stadt war aber ausgeblieben – zum Bedauern von SPD, CDU und FDP. Ein Schlussstrich soll unter dieses Kapitel aber noch nicht gezogen werden.

"Herr Mädge hätte mehr verdient", sagt der FDP-Fraktionsvorsitzende Frank Soldan zu der von vielen als peinlich und unangemessen empfundenen Verabschiedung des langjährigen Oberbürgermeisters durch den Rat der Stadt. Dieser hatte Mädge in seiner letzten Sitzung zwar mit stehenden Ovationen und einem Buch und Blumen für dessen Einsatz gedankt, sich für mehr aber nicht durchringen können (LGheute berichtete).

Das Bild eines durchweg undankbaren Rates aber trügt, wie sich inzwischen herausstellt. Denn sowohl Soldan als auch die Fraktionsspitzen von SPD und CDU haben sich bereits vor der Verabschiedung dafür ausgesprochen, Mädge die Ehrenbürgerschaft anzutragen. "Hierzu hat es Gespräche im Vorfeld der letzten Ratssitzung gegeben", bestätigt Soldan. 

Klaus-Dieter Salewski erklärt ebenfalls auf Nachfrage, dass seine Fraktion einen entsprechenden Antrag unterstützen würde. 

Der Anstoß dazu sei von ihm gekommen, erklärt Rainer Mencke. "Einen solchen Oberbürgermeister werden wir nicht so schnell wieder bekommen", sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende. Mädge habe "das Amt gelebt, und zwar sieben Tage die Woche". Ihm die Ehrenbürgerschaft anzutragen, sei angesichts der Verdienste, die Mädge sich mit seinem Einsatz für die Stadt erworben habe, angemessen.  

Dass es dann doch nicht geklappt hat, begründet Mencke mit einer fehlenden interfraktionellen Mehrheit. Man sei auf die anderen Fraktionen zugegangen, "doch Linke und Grüne waren dagegen".

Dem widerspricht Ulrich Blanck, Fraktionsvorsitzender der Grünen: "Die Thematik einer möglichen Ehrenbürgerschaft für den scheidenden Oberbürgermeister Ulrich Mädge war nicht Beratungsgegenstand in unserer Fraktion." Sollte eine Ehrenbürgerschaft beantragt werden, würde sich die Fraktion damit befassen. Diesbezügliche Gespräche mit ihm im Vorfeld der letzten Ratssitzung habe es überdies nicht gegeben.

Michèl Pauly, Fraktionsvorsitzender der Linken, erklärte, er persönlich würde keiner Ehrung für Mädge zustimmen. Er könne niemanden ehren, "der andere Meinungen und ihre Meinungsträger so dermaßen abschätzig behandelt und der Machtpolitik betrieb und nicht davor zurückschreckte, Personen bis in ihren höchstpersönlichen Lebensbereich unter Druck zu setzen". Bei der Verabschiedung war Pauly auch demonstrativ auf seinem Ratsstuhl sitzengeblieben.

Einen Alleingang von SPD, CDU und FDP, die es im noch bestehenden Rat zusammen auf 22 Stimmen bringen und damit für einen Antrag eine Ein-Stimmen-Mehrheit gehabt hätten, wollten die Fraktionsvorsitzenden aber offenkundig nicht wagen. Eine solch knappe Mehrheit wäre nicht das richtige Signal für eine Ehrenbürgerschaft gewesen, sagt Mencke, "wir haben deshalb darauf verzichtet" – auch, weil man letztlich nicht auf Stimmen der AfD angewiesen sein wollte. 

Frank Soldan will sich mit diesem Ergebnis dennoch nicht abfinden: "So kann man es nicht lassen." Zwar hatten auch er und seine Fraktion den zuletzt zunehmend aggressiven Ton im Rat der Stadt beklagt und auch Mädge davon nicht ausgenommen, doch dürfe man dabei nicht dessen Leistungen für Lüneburg in Zeiten großer Umbrüche vergessen. Soldan will deshalb prüfen, ob ein Antrag im künftigen Rat nicht doch noch eine größere Mehrheit findet: "Mal schauen, wie die Stimmung sich entwickelt."