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"Die Lage ist sehr angespannt"

RSV-Virus macht der Lüneburger Kinder-Klinik zu schaffen – Gesundheitsamt empfiehlt Impfung

Gesundheitsamts-Leiterin Dr. Marion Wunderlich empfiehlt die frühzeitige Impfung auch von Kleinkindern. Foto: LGheuteLüneburg, 09.12.2022 - Das RSV-Virus, an dem bundesweit immer mehr Kinder und Jugendliche erkranken, spart auch Lüneburg nicht aus. Die Situation in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Klinikums Lüneburg, sei "nach wie vor sehr angespannt", sagt Professor Dr. med. Josef Sonntag, Chefarzt der Klinik. Etwa 30 Prozent der stationär behandelten Säuglinge und Kleinkinder seien an einer RSV-Infektion erkrankt.

Die infizierten Kinder und Jugendlichen benötigten über einen längeren Zeitraum Sauerstoff, erklärt Professor Sonntag. Von Influenza, also der "echten Grippe", seien zunehmend mehr Kinder im Schulalter betroffen, "manche mit sehr schweren Verläufen, die auf unserer Kinderintensivstation versorgt werden müssen". Auch Lungenentzündungen durch andere Erreger treten gehäuft auf.

◼︎ Besonders hohe Fallzahlen

Krankheitswellen durch verschiedene Erkältungserreger sind eigentlich typisch für diese Jahreszeit. Das Besondere an der aktuellen Situation sind laut dem Klinik-Chef die "sehr hohen Fallzahlen". Durch die coronabedingten Kontaktbeschränkungen in den Wintermonaten 2020/2021 und 2021/2022 haben viele Kinder keine natürliche Immunität gegen die Erreger aufbauen können. "Deshalb erkranken zurzeit besonders viele, und unsere Bettenkapazität ist nahezu ununterbrochen ausgeschöpft."

Für das Team der Klinik sei es täglich eine neue Herausforderung, die Versorgung der kleinen Patienten so gut wie möglich sicherzustellen, sagt Sonntag. Obwohl alle am Limit arbeiteten, komme es in der Notfallambulanz der Kinderklinik zurzeit zu deutlich längeren Wartezeiten. "Dafür bitten wir die Eltern um Verständnis."

◼︎ Gesundheitsamt: Schutz ist möglich

Der Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) trifft vor allem Frühchen und vorerkrankte Säuglinge schwer. Dr. Marion Wunderlich, ärztliche Leiterin des Gesundheitsamts des Landkreises Lüneburg, rät: "Bei vorerkrankten Säuglingen und Kleinkindern gibt es die Möglichkeit, die RSV-Erkrankung durch eine Antikörper-Behandlung zu verhindern. Sprechen Sie Ihren Kinderarzt darauf an, wenn Ihr Kind ein Frühchen ist, oder etwa eine Lungen- oder Herzerkrankung hat."

Wunderlich rät Eltern ohnehin, ihre Kinder impfen zu lassen. Schon Säuglinge ab dem sechsten Lebensmonat können gegen echte Grippe und Covid-19 geimpft werden. Bei vorerkrankten kleinen Kindern gebe die einmal monatlich intramuskulär zu verabreichende Gabe von RSV-Antikörpern zuverlässigen Schutz gegen die grassierende RSV-Infektion. Ziel sei es, schwere Verläufe zu verhindern und den Kleinsten einen belastenden Krankenhausaufenthalt zu ersparen.

Die Leiterin des Gesundheitsamts appelliert in diesem Zusammenhang auch, bei Erkrankung einige Tage zu Hause zu bleiben. So würden weitere Ansteckungen vermieden. "Denn je weniger Menschen erkranken, desto weniger leiden insgesamt auch unter schweren Verläufen", so Wunderlich.

Seit Ende November gibt es für Kinder ab sechs Monaten zudem einen Corona-Impfstoff, der speziell auf sie angepasst ist. Er ist noch bis zum 20. Dezember 2022 bei allen Terminen der Mobilen Impfteams erhältlich (LGheute berichtete).