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Rückkehr des lange Vermissten

In "Müller's Stübchen" wird nach langer Corona-Pause wieder der Herd angemacht

Endlich wieder da: Annika und Frank Hein in ihrem "Stübchen". Foto: LGheute Lüneburg, 20.03.2022 - Wenn Frank Hein seinen wöchentlichen Speiseplan verschickt, ist das immer ein gutes Zeichen. So weiß man nicht nur, dass es Donnerstag wieder Chili con Carne gibt – das gibt's bei ihm, wenn überhaupt, dann stets nur donnerstags –, sondern dass endlich wieder normale Zeiten anbrechen. Denn "Müller's Stübchen", das Frank und Annika Hein seit Jahren in der Grapengießerstraße betreiben, öffnet morgen, Montag, nach langer Corona-Pause endlich wieder seine Tore – wobei "Tore" etwas übertrieben ist.

Man muss das kleine Restaurant/Imbiss/Gastronomie-Geschäft schon kennen oder suchen, denn Unbedarften, die mit verengtem Blick auf Schaufensterauslagen die Einkaufsmeile durchstreifen, offenbart sich die Stube, die sich zu recht nur "Stübchen" nennt, auf Anhieb nicht.

Versteckt hinter der sich offen zur Grapengießer hin präsentierenden Bäckerei-Filiale und vorbei an süßlich duftenden Backwaren auf der einen und Kaffee-trinkenden Gästen auf der anderen Seite haben Frank und Annika in den hinteren Gefilden des alten Backsteinbaus ihr Reich. Seit Jahren schon bieten die beiden Berlin-Stämmigen dort Curry-Wurst und Pommes und alles andere an, worauf eine gut geführte deutsche Imbiss-Bude nicht verzichten darf.

Doch "Müller's Stübchen" ist vieles, nur keine Imbiss-Bude. Wer möchte, bekommt dort ein super frisch gebratenes Kotelett mit Gemüse ebenso wie eine Riesen-Kohlroulade, Wildschwein-Rücken mit Rotkohl oder auch Graupensuppe mit Entenfleischeinlage und Brötchen und vieles mehr, jede Woche neu und alles passend zur Jahreszeit – und täglich frische Salate, gern auch nach individueller Zusammenstellung.

Über die Preise mag man gar nicht sprechen, man fragt sich seit Jahren, wie die beiden, die von montags bis freitags an den drei Gasherden, den immer heißen, aber nicht überkochten Suppentöpfen und hinter der Kasse stehen, das hinbekommen, unterstützt meist nur von einer Hilfskraft. Und gern steht man dann auch mal geduldig in der Warteschlange und schaut den beiden zu, wie sie dies mit akrobatischem Geschick und meist gelassener Eleganz und Routine meistern.

Denn "Müller's Stübchen" ist eine Institution in Lüneburg, die dennoch keine ist und auch keine sein will. Hier geht es nicht um Sehen und Gesehen werden, hierher kommen die, die Wert auf gute Hausmannskost legen und wenig Zeit haben, lange auf eine Karte und Servicekraft zu warten. In der Stube hinter dem Tresen, die grad mal zehn Tische und kein Fenster hat, sitzen Anwälte und IHK-Geschäftsführer ebenso wie Banker, "Verwaltungsmitarbeitende", Schulleiter, LZ-Redakteure, Hartz-IV-Darbende und dann doch noch der eine oder andere Passant, der hier hereingestolpert ist.

Morgen nun machen Frank und Annika ihr Stübchen wieder auf. Viele werden darauf schon lange gewartet haben.