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Besetzungs-Spuk

20.12.2022 - Diese Besetzung hat das Zeug, in die Annalen der internationalen Besetzer-Szene einzugehen. Nicht, weil die Forderungen besonders drastisch oder die Formen ihrer Durchsetzung besonders rabiat waren – Wände wurden nicht mit Parolen beschmiert, Mobiliar wurde nicht zertrümmert, Professoren nicht bepöbelt, nicht mal die Universitätsleitung wurde zum Rapport bestellt. Nein, diese Besetzung war nicht nur rührend harmlos, sie hatte auch ein echtes Überraschungsmoment: Die Besetzer räumten bereits das Feld, noch bevor sie ihre Forderungen überhaupt gestellt hatten.

Es war schon bemerkenswert, dass die Jung-Besetzer in die Uni einzogen und frei heraus erklärten, sie müssten erst einmal überlegen, was sie denn überhaupt fordern sollen. Nun ist Ehrlichkeit durchaus zu begrüßen, doch was soll eine Besetzung bewirken, wenn gar nicht klar ist, was man mit ihr erreichen will?

So weit, so gut. Doch dass die Studenten ihre Zelte wieder einpackten, noch bevor sie ihre Forderungen überhaupt adressieren, also der Uni-Leitung übergeben haben, lässt einen dann doch irritiert zurück. Was sollte der ganze Spuk? Und was lernen Studenten eigentlich an der Leuphana-Universität, wenn ihnen offenkundig nicht klar ist, dass eine Forderung immer auch eines geeigneten Mittels zu ihrer Durchsetzung bedarf. 

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Besetzer machen Uni wieder frei