20.02.2023 - Helle Aufregung herrscht in der Lüneburger Politik, seit bekannt ist, dass Roy Robson seinen Fabrikverkauf erweitern will. Wobei: Das stimmt nicht ganz. Denn erstens handelt es sich schon längst nicht mehr um einen "Fabrikverkauf", sondern um ein handfestes Outlet Center, und zweitens sind nicht alle Lüneburger Parteien aufgeschreckt. Die Grünen reagieren ziemlich gelassen. Aus deren Sicht aus gutem Grund.
Lange schon träumen die Grünen von einer Stadt ganz ohne Autos. Zu Mädges Zeiten als Oberbürgermeister Lüneburgs kamen sie über diese Phase nie wirklich hinaus. Mit ihrer Mehrheit im Rat der Stadt und Claudia Kalisch an der Rathausspitze aber haben sie Gestaltungsspielraum bekommen, auch wenn manch Extrem-Radler gern schon weiter wäre in der Umsetzung der versprochenen Ziele.
Die Roy Robson-Pläne kommen da zur rechten Zeit. Denn Familienoberhaupt und Firmengründer Heiko Westermann will expandieren, im Wesentlichen mit Produkten anderer Hersteller. Dass er damit Kunden aus der Innenstadt abzieht, soll ja nicht sein Problem sein. Zum Vorteil gereicht ihm dabei sein Standort an der Bleckeder Landstraße. Der ist nicht nur bequem mit dem Auto zu erreichen, er verfügt auch über die Parkplätze, die es dank der Grünen in der Lüneburger Innenstadt schon bald nicht mehr geben soll.
An diesem Punkt gibt es eigentlich nur noch Gewinner: Die Grünen können ihre Fahrradwegerweiterungsphantasien und Platzverbrauchsgerechtigkeitsvorstellungen ungehemmt weiter ausleben und zugleich auf prosperierende Geschäfte im neuen Lüneburger Outlet Center verweisen. Heiko Westermann wiederum darf mit Kundschaft rechnen, die entnervt den Weg in die Lüneburger Innenstadt mit dem Auto aufgegeben hat und stattdessen schnurstracks den – bis dahin sicher leicht erweiterten und biologisch versiegelten – Roy Robson-Parkplatz ansteuert. Neben Kleidung und Schuhen wird es dort dann auch Bio-Steaks von glücklichen Kühen vom Alternativ-Hof in Rettmer und Barnstedt geben. Einkauf macht bekanntlich hungrig.
Eine echte Win-win-Situation also? Fast, wäre da nicht der Lüneburger Einzelhandel in der Stadtmitte. Der wird über kurz oder lang die Segel streichen und alsbald das Leck geschlagene Innenstadt-Schiff verlassen. Sei's drum, wird man dann wohl hören, Hauptsache die Stadt ist autofrei.
Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag ""Wir brauchen kein kleines FOC""