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"Wir brauchen kein kleines FOC"

Erweiterungs-Pläne von Roy Robson stoßen auf Kritik

Der Firmenstandort von Roy Robson an der Bleckeder Landstraße. Foto: LGheuteLüneburg, 20.02.2023 - Die Pläne der Firma Roy Robson, den Fabrikverkauf an ihrem Standort an der Bleckeder Landstraße zu vergrößern, stoßen in der Lüneburger Politik und im Einzelhandel auf Ablehnung. Zwar gibt es Akzeptanz für die Erweiterung, nicht aber für einen damit verbundenen Verkauf von Produkten anderer Hersteller. Es bestehe die Gefahr eines "kleinen Factory Outlet Centers" (FOC), warnt die FDP. Die Gefahr sei schon da, ist hingegen LCM-Chef Heiko Meyer überzeugt.

Ausweitung der Verkaufsfläche ja, aber nicht, um anderen Marken-Produkten dort einen Fabrikverkauf zu ermöglichen, sagt Frank Soldan, Vorsitzender der FDP-Stadtratsfraktion zu den Plänen von Roy Robson. "Dadurch entsteht neben der Lüneburger Innenstadt ein kleines FOC." Vielmehr müsse die Stadt "alles vermeiden", was den Bestrebungen des Einzelhandels und der Verwaltung, die Innenstadt mit Leben zu füllen, Leerstände zu vermeiden und sie wieder attraktiver zu machen, "zuwider läuft".

Klare Worte findet dazu auch Heiko Meyer. Zwar unterstützt der Chef des Wirtschaftsvereinigung Lüneburger Citymanagement (LCM) die Erweiterungspläne – "das haben wir auch schon während der Corona-Zeit gemacht" –, nicht aber den Verkauf von Produkten anderer Hersteller. Dies gehe zu Lasten des Innenstadt-Handels, wie der Weggang etwa von Brax oder Schiesser zeige. "Die haben ihre Geschäfte geschlossen und bieten ihre Produkte jetzt bei Roy Robson an der Bleckeder Landstraße an."  

◼︎ Gutachter sehen nur "moderate Umverteilung" 

Wie berichtet, will Roy Robson die Fläche für ihren bereits bestehenden Fabrikverkauf erweitern, auch für Fremdmarken. Weil dafür der Bebauungsplan angepasst werden müsste und auch das Einzelhandelskonzept (EHK) der Stadt von 2011 betroffen wäre, hat die Stadtverwaltung ein Gutachten erstellen lassen.

Das Ergebnis: Im Bekleidungsbereich sei eine maximale Umsatzverteilung von fünf Prozent zu erwarten, im Bereich Schuhe eine Umsatzverteilung von rund zwei Prozent. Den Gutachtern zufolge ist das "eine geringe bis moderate Umverteilung". Es sei nur von einer "mittelbaren Konkurrenz zwischen Innenstadt und Fabrikverkauf" auszugehen.

◼︎ Stadt hat bereits ein FOC

Das sieht Meyer anders: "Der Anteil der Fremdmarken liegt schon jetzt locker bei 70 Prozent und nicht bei 39 Prozent, wie es im Gutachten heißt." Damit aber sei längst erreicht, was die Stadt auf keinen Fall brauche: ein weiteres Factory Outlet Center. "Wir stemmen uns seit Jahren gegen das DOC in Soltau, während hier scheibchenweise längst ein neues in unserer Stadt entstanden ist." Jetzt noch eine Erweiterung zuzulassen, könne nicht im Interesse der Stadt sein.

Auch Frank Soldan hält nichts von dieser Form der Konkurrenz zu den Innenstadtgeschäften. Damit würde zudem ein Signal gesetzt, das bei den  Geschäftsinhabern "viel Engagement ausbremst". Dies gelte im Übrigen auch für "einige in der jüngsten Vergangenheit getroffene Entscheidungen im Rat", zu denen Soldan etwa die Reduzierung von Parkraum sowie Einschränkungen im Linien-Busverkehr zählt. "Und das gilt es zu verhindern." 

Ähnlich äußern sich auch CDU und SPD. Lediglich die AfD sieht hierin die Gesetze der freien Marktwirtschaft am Werk, wie Robin Gaberle in der "Landeszeitung" erklärt.

◼︎ Grüne haben keine Bedenken

Auffallend bedeckt halten sich hingegen die Grünen bei dem Thema. Statt auf das aktuelle Problem einzugehen, rät deren Fraktionsvorsitzender Ulrich Blanck in der "Landeszeitung", "aus dem Denken der letzten 20 Jahre herauszukommen und nicht nur den Status Quo erhalten zu wollen". Und weiter: "Wie es in der Innenstadt weitergeht, wird nicht allein davon abhängen, ob Roy Robson ein paar Quadratmeter mehr Fläche bekommt, Karstadt als Kaufhaus erhalten bleibt oder ein paar Parkplätze in der Innenstadt wegfallen."

Auf die aktuell mehr als 30 Leerstände in der Stadt ging der Grünen-Politiker ebenfalls nicht ein. Er sieht Lüneburg aber mit einem "neuen Nutzungsmix" zusammen mit Erlebnis- und Aufenthaltsqualität gut aufgehoben. 

◼︎ Weitere Hürden für eine Erweiterung

Ob die Erweiterung tatsächlich kommt, ist allerdings fraglich. Denn die Gutachter weisen auch darauf hin, dass das Vorhaben in seiner beantragten Form weder mit dem Integrationsgebot des Landes-Raumordnungsprogramms Niedersachsen noch mit dem EHK der Stadt vereinbar sei. Gelöst werden könne dies aber durch eine Fortschreibung des EHK "und eine damit verbundene Ausweisung eines Nebenzentrums" – was nichts anderes bedeutet als ein "Factory Outlet Center" inmitten von Lüneburg. 

Lesen Sie hierzu auch den Kommentar.