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Freud und Leid

07.10.2021 - Die fahrradfahrenden Protestler scheinen die A39 regelrecht zu lieben. Anders lässt sich der Wunsch der Zweirad-Enthusiasten, die Autobahn immer und immer wieder abradeln zu wollen, kaum erklären. Zum vierten Mal sollte die Route des Widerstands gegen die verhasste Asphalt-Decke die Radler auf die Doppelspur zwischen Lüneburg und Bardowick bringen – sollte. Denn daraus wird nichts, nachdem das Gericht dem Ansinnen einen Riegel vorschob. Man kann nur hoffen, dass dies nicht zu langfristigen psychotischen Störungen bei den Demonstrierenden führt.

Hassliebe. So nennen Psychologen den Zustand, der Menschen befällt, die eine starke emotionale Beziehung zu einer Person oder Sache entwickeln, die sich mal in Zu- und mal in Abneigung äußert. Für die A39-Demonstranten dürfte diese Diagnose zutreffen. Wie sonst erklärt es sich, dass sie immer und immer wieder gerade das aufsuchen, das sie auf gar keinen Fall haben wollen? 

Freud dürfte sein Gefallen an den Zweiradkämpfern gehabt haben. Doch weniger die A39 als vielmehr die Personen hätten bei dem Psychoanalytiker im Mittelpunkt gestanden: Sein Interesse galt stets den Mechanismen von Verdrängung und Abarbeitung tiefsitzender Komplexe des Einzelnen. Wie tief die im Fall der Lüneburger Dauer-Radler verankert sind, kann nur erahnt werden.

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Erneut Demo gegen die A39"