header

Welche Wirtschaftlichkeit?

26.10.2021 - Es war ein Abschied auf Raten. Mehrfach hatte die Bahn die Wiederaufnahme der beliebten Bahnverbindung nach Berlin angekündigt, die sie 2020 wegen Corona eingestellt hatte. Angeblich. Denn die Begründung der Bahn, man wolle eine stabilere Infektionslage abwarten, bevor man die Signale wieder auf Grün stellt, erweisen sich im Nachhinein als Nebelkerze. Der eigentliche Grund für den unschlagbar günstigen IRE war ohnehin schon immer ein anderer. 

Es waren die äußerst attraktiven Busverbindungen privater Anbieter wie Flix-Bus, die die Bahn veranlassten, in den neu eröffneten Wettbewerb um Bahn-Kunden einzugreifen. Denn nach der Liberalisierung der Fernbusverkehrs, der bis 2013 ausschließlich von der Deutschen Bahn bedient wurde, musste die Bahn auf die plötzlich deutlich gesunkenen Preise der privaten Anbieter reagieren.

Eines der Ergebnisse war der IRE. Mit knapp 20 Euro für eine Fahrt nach Berlin und nicht einmal 30 Euro für das Hin- und Zurück-Ticket an Wochenenden versuchte die Bahn, ihrer unliebsamen Konkurrenz das Wasser abzugraben. Dass dabei schäbige alte Waggons mit nicht funktionierenden Heizungs- und Klimaanlagen eingesetzt wurden, nahmen die Kunden billigend in Kauf. Sichtbares Zeichen dafür waren die regelmäßig an Wochenenden völlig überfüllten Züge, die mehr an Zustände in Afrika oder Indien erinnerten als an das in selbstgefälligen Werbespots polierte Image der Deutschen Bahn.

Nun aber musste die Bahn Farbe bekennen. Mit dem Abschwellen der Pandemie hätte sie ihrer Ankündigung, den IRE wieder anrollen zu lassen, sobald die Corona-Lage wieder stabil ist, Taten folgen lassen müssen. Jetzt aber ist es nicht mehr Corona, sondern – neben den schon lange bestehenden Baustellen auf der Strecke – die fehlende Wirtschaftlichkeit, mit der das Aus für den Regional-Express begründet wird. Die aber war bislang noch nie da. 

Man kann also nur hoffen, dass die grüne Lüneburger Bundestagsabgeordnete Julia Verlinden und Reichstags-Youngster Jakob Blankenburg von der SPD die Power haben, die Weichen in Berlin vielleicht doch noch umzustellen. Der Lüneburger Ex-Parlamentarier Eckhard Pols von der CDU könnte da sicher Tipps geben.

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "IRE nach Berlin soll nicht mehr fahren"