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Hoffnungsschimmer

08.11.2021 - Jürgen Krumböhmer darf aufatmen. Gravierende Konsequenzen, die für ihn womöglich weit mehr als nur disziplinarrechtliche Folgen während seines Wirkens als Projektleiter für die Lüneburger Chaos-Arena ausgelöst hätten, bleiben aus. Logisch, werden vermutlich wieder viele sagen, die überzeugt sind, dass Verantwortung stets von denen nicht wahrgenommen werden muss, die weit genug oben in der Entscheidungsebene angesiedelt sind. Für Krumböhmer, den Ersten Kreisrat, gilt dies in diesem Fall nicht. Bei einem anderen sieht das schon ganz anders aus.

Nein, Verfehlungen, die disziplinarrechtliche Konsequenzen hätten, könne man nicht erkennen, ließ Hannover vor Monaten zu der Frage wissen, ob Landrat Manfred Nahrstedt (SPD) seinen Verpflichtungen im Zusammenhang mit der Arena womöglich nicht nachgekommen sei. Weil dieser Persilschein seinerzeit aus dem SPD-geführten Innenministerium kam, sorgte die hannöversche Nahrstedt-Absolution in SPD-fernen Kreisen zur Frage, wie es denn mit der Objektivität dieser Entlastung bestellt ist. 

Denn genau darum geht es. Während die Nahrstedt-Untersuchung von Parteifreunden in Hannover durchgeführt wurde, musste Krumböhmer sich einer zumindest auf den ersten Blick politisch unabhängigen Anwaltskanzlei stellen, die noch dazu von einem CDU-Landrat in Auftrag gegeben worden war. Dass für den Ersten Kreisrat dabei eine Freisprechung herauskam, spricht für die Prüfer ebenso wie für den Auftraggeber.

Eine solche hätte man sich auch bei Nahrstedt gewünscht – und er hätte sie auch verdient gehabt. Denn dass an seiner Freisprechung nun der Makel der Begünstigung haftet, darf man ihm nicht anlasten. Wohl aber denen, die in Hannover geurteilt haben. Sie hätten gut daran getan, es wie Lüneburg zu machen: unbeteiligte Dritte mit der Klärung zu beauftragen. So hätten sie zumindest immer behaupten können, dass die Entscheidung nicht parteipolitisch gefärbt war.

Dass Lüneburg hier einen anderen Weg gegangen ist, lässt hoffen, dass Politik doch noch lernfähig ist. Eines bleibt bei allem aber offen: Wer ist denn nun für das Arena-Desaster eigentlich verantwortlich? 

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Verfahren gegen Krumböhmer eingestellt"