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Aufgelesen: Wirklich wissenschaftlich?

Die Ergebnisse des jüngsten Berichts des Weltklimarats werfen kritische Fragen auf

Foto: LGheute10.08.2021 - Jeder kennt es: Ist der Himmel wolkenfrei, wird die Kraft der Sonne spürbar. Ziehen Wolken auf, wird es kühler. Warum diese Tatsache in dem gestern veröffentlichen Bericht des Weltklimarats (IPCC) nicht berücksichtigt wurde, ist eine der Fragen, denen der Wissenschaftler und Publizist Fritz Vahrenholt in einem Beitrag auf "Tichys Einblick" nachgeht. Und er hat auch eine Antwort parat: Es muss dramatisch klingen.

Von einer "signifikanten überdurchschnittlichen" Sonnenscheindauer in Europa berichtet Fritz Vahrenholt in seinem Beitrag "Neue Klima-Horror-Modelle mit Extremszenarien, Entlastung nur im Kleingedruckten". Dabei bezieht er sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem Copernicus-Programm der Europäischen Union, die in den vergangenen 40 Jahren einen Anstieg der Sonnenscheindauer in den Monaten Januar bis Mai aufzeigen. Insgesamt komme es dadurch zu 200 Stunden zusätzlichen Sonnenscheins im Jahr, "pro Tag mehr als eine halbe Stunde", zitiert Vahrenholt die Wissenschaftler des Copernicus-Programms. Eine ähnliche Tendenz gebe es weltweit.

Diese als "cloud thinning" (Wolkenausdünnung) beschriebene Entwicklung habe die Klimaentwicklung der letzten Jahrzehnte "in viel größerem Maße beeinflusst, als man bislang glaubte". In der gestern herausgegebenen IPCC-Zusammenfassung für Politiker komme dieser Effekt aber nicht vor, beklagt Vahrenholt. Und er sagt weiter: "Die noch ... zu beantwortende Frage ist, ob der Anstieg der Sonnenscheinstunden ein natürlicher Vorgang ist oder ob er mit dem Rückgang der Schwefel- und Staubaerosole seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts zusammenhängt oder ob das durch eine CO2-Rückkopplung auf die Wolken bewirkt worden ist."

◼︎ IPCC widerspricht Bundesverfassungsgericht

Erhellend ist auch der Hinweis Vahrenholts auf Feststellungen des Weltklimarats zu den natürlichen CO2-Senken. Vahrenholt zitiert die entsprechende Passage in dem IPCC-Bericht wie folgt: "Beobachtungen… zeigen, dass die Atmosphäre nur etwa die Hälfte des CO2 aufgenommen hat, das durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe und Landnutzungsänderungen wie die Abholzung von Wäldern ausgestoßen wurde. Natürliche Prozesse des Kohlenstoffkreislaufs an Land und in den Ozeanen haben den Rest dieser Emissionen aufgenommen. Dieser Abbau an Land und in den Ozeanen, oder 'Senken', ist weitgehend proportional zum Anstieg der CO2-Emissionen gewachsen und hat im Zeitraum 2010-2019 31 % (Land) bzw. 23 % (Ozeane) der Emissionen aufgenommen."

Vahrenholt sieht damit das Bundesverfassungsgericht widerlegt, das in seinem Klima-Beschluss vom 24. März von der Politik deutliche stärkere Anstrengungen zur Verhinderung des Klimawandels fordert. Der IPCC-Bericht, so Vahrenholt, bestätige nun seine Kritik am Bundesverfassungsgericht, die er in seinem jüngst erschienenen Buch "Unanfechtbar" ausführlich darlegt. Die Aussage des Gerichts: "Nur kleine Teile der anthropogenen Emissionen werden von den Meeren und der terrestrischen Biosphäre aufgenommen …Der große Rest anthropogener Emissionen verbleibt aber langfristig in der Atmosphäre", sei falsch, so Vahrenholt.

◼︎ IPCC-Bericht soll dramatisch daherkommen 

Weiter geht der Wissenschaftler in seinem Beitrag auf die CO2-Entwicklungsszenarien ein, die in dem IPCC-Bericht entworfen wurden. Der Bericht unterscheidet fünf verschiedene CO2-Entwicklungsszenarien, "drei davon kann man sehr schnell in das Reich der Märchen verweisen." Aber auch die zwei verbleibenden Szenarien – "Das 4.5 Szenario lässt die Emissionen bis 2050 nur leicht ansteigen, um danach bis 2100 auf ein Viertel der heutigen Emissionen abzusinken. Das andere Szenario 2.6 vermindert die Emissionen bis 2050 auf die Hälfte und kommt dann 2080 auf Null" – zeige bis 2060 nur geringe Unterschiede auf, folgert Vahrenholt aus den Daten.

Warum der Weltklimarat aber dem "völlig irrealen 8.5 Szenario breiten Raum" gibt, erklärt Vahrenholt damit, dass alles andere "nicht wirklich dramatisch ankommt". 

◼︎ Noch nie so warm wie heute?

Kritisch hinterfragt Vahrenholt auch den Umstand, warum in dem IPCC-Bericht die für die Darstellung der Temperaturentwicklung in den zurückliegenden 2000 Jahren wichtige Mittelalterliche Wärmeperiode (900 bis 1200) nicht berücksichtigt wurde. Seine Vermutung: "So kann der Weltklimarat behaupten, dass es seit 125.000 Jahren noch nie so warm war wie heute."

Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse und Aspekte sich letztlich durchsetzen werden, ist offen. Dass Vahrenholt aber immer wieder auf offene Fragen und Widersprüche in den IPCC-Berichten hinweist (LGheute berichtete), kann gar nicht hoch genug bewertet werden. Dies umso mehr, da die meisten bundesdeutschen Medien den Bericht des Weltklimarats unhinterfragt übernehmen und sich dessen apokalyptischen Warnungen offenbar gern anschließen. Die Lektüre dieses Beitrags lohnt daher, auch wenn der wissenschaftliche Stoff nicht immer leicht verdaubar daherkommt.