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Theater-Defizite werden zum Politikum

Stadt und Kreis fordern mehr Unterstützung aus Hannover – Minister Bernd Althusmann kündigt "Gespräche" an 

Vielleicht hilft ja der Elefant auf dem Lüneburger Theaterdach für mehr Gewicht bei den Gesprächen zur Lösung der finanziellen Probleme der Spielstätte. Foto: LGheuteLüneburg, 31.01.2022 - Was ein bevorstehender Wahlkampf doch alles in Gang setzen kann. Kaum hatten CDU und SPD sich wegen der desaströsen finanziellen Lage des Lüneburger Theaters öffentlich beharkt, praktizieren die beiden kommunalen Träger des Theaters, Stadt und Landkreis Lüneburg, den großen Schulterschluss. Gemeinsam fordern sie mehr Unterstützung seitens der Landesregierung, die viele Jahre taub schien bei Hilferufen aus Lüneburg. Das zeigt Wirkung: Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) kündigte bei einem Besuch in Lüneburg Gespräche an. Die SPD, die mit ihrem Manöver zur Rettung des Theaters die Vorlage zu all dem bot, scheint derweil auf der Strecke zu bleiben.

Nur gemeinsam lasse sich die Finanzierung des Theaters Lüneburg stemmen – das sei den Akteuren in Hansestadt und Landkreis Lüneburg sehr bewusst, verkündeten die Pressetellen von Stadt und Kreis am Nachmittag. Das war quasi die Quintessenz aus einem Treffen am gestrigen Sonntag von Landrat Jens Böther mit Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch, an dem auch Wirtschaftsminister Bernd Althusmann und Theaterintendant Hajo Fouquet teilnahmen. Man wollte die Situation des Theaters in den Blick nehmen und die nächsten Schritte besprechen, hieß es.

Doch die Situation ist allen Akteuren seit Jahren bestens bekannt. Die Defizite des Theaters wachsen kontinuierlich an, vor allem die Tarifsteigerungen machen der Spielstätte zu schaffen. Versuche, Hannover zu mehr Unterstützung zu bewegen, verliefen bislang ergebnislos. Weil der laufende Spielbetrieb wegen Corona nun auch bis in den April abgesagt werden musste, fehlen dem Theater die wichtigen Besuchereinnahmen – Einnahmen, die mehr als ein Viertel  seines Etats ausmachen.

◼︎ Keine Unterstützung aus Lüneburg?

"Für uns ist wichtig, dass die Gesellschafter – allen voran Landkreis und Stadt, aber auch Hannover –, nun weitere Schritte planen und uns den Rücken stärken", sagte Intendant Hajo Fouquet anlässlich des gestrigen Treffens. 

Doch während Landrat Jens Böther (CDU) den Ball aufnahm – "Neben Stadt und Kreis sehe ich auch das Land in der Pflicht" –, fühlte sich Lüneburgs Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch (Grüne) offenbar nicht angesprochen. Sie warf den Ball lieber in das Feld der rot-schwarzen Landesregierung: "Wir brauchen das Land hier verlässlich an unserer Seite."

"Ich nehme die Sorgen des Lüneburger Theaters und aller Theater in Niedersachsen sehr ernst", teilte Bernd Althusmann, immerhin Stellvertetender Ministerpräsident und Wirtschaftsminister von Niedersachsen, nach dem Treffen mit. Von konkreten Zusagen war er allerdings auch gestern weit entfernt. Zu mehr als einem "Mit Blick auf die besondere Situation der kommunalen Theater finden in Hannover jetzt Gespräche statt" langte es nicht.  

Landrat Jens Böther will sich auf bloße Absichtserklärungen offenbar nicht verlassen. Er will "den direkten Draht nach Hannover" nutzen und in der kommenden Woche mit anderen Vertretern kommunaler Bühnen sowie mit Kulturminister Björn Thümler (CDU) sprechen.

◼︎ Schröder-Ehlers läuft hinterher

Die SPD-Landtagsabgeordnete Andrea Schröder-Ehlers, deren Anträge zur finanziellen Unterstützung des Theaters im Kreistag und im Stadtrat das Thema wie berichtet auf die politische Agenda gesetzt und damit für eine Kontroverse mit der Kreis-CDU gesorgt hatten, war bei diesen Treffen offenkundig außenvor geblieben. Allerdings hatte auch sie angekündigt, zu Gesprächen einzuladen. Das sollte allerdings bald geschehen, denn das Thema scheint ausgerechnet zu einer Steilvorlage für den politischen Gegner zu werden. Es ist eben Wahlkampf.