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Die Last des Amtes

19.07.2022 - Man ist immer wieder überrascht, wofür Lüneburgs Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch alles Zeit findet. Ob es ein neuer Radweg im Kurpark oder die freigegebene Einbahnstraße in der Kefersteinstraße ist, für alles hat die hoch dotierte und eng getaktete Oberbürgermeisterin der Hansestadt Lüneburg einen freien Platz in ihrem Terminkalender. Nun hatte die Rathauschefin sogar Muße für einen Fototermin auf einem AGL-Lkw. Dass bei all diesen vielen Terminen mal ein Meeting mit Niedersachsens Wirtschaftsminister außen vor bleiben muss - so what. Oder sind da etwa andere Zwänge im Spiel?

Nicht zum ersten Mal zeigt sich Lüneburgs Oberbürgermeisterin mit ihrer Ablichtung auf dem AGL-Laster in fragwürdiger Pose. Nicht, weil ihr das Fahrzeug imagemäßig nicht stehen würde, schließlich handelt es sich um einen auf E-Antrieb umgerüsteten Seitenkipper. Doch man rätselt, welchen Zweck Lüneburgs Oberbürgermeisterin mit Foto-Terminen wie diesem verfolgt. Schließlich ist sie ja nicht irgendwer. 

Die Antwort könnte ernüchternder ausfallen, als manch Grüner, zu dessen Partei die Oberbürgermeisterin gehört, es sich mit Kalischs Wahl zur Oberbürgermeisterin erhofft hat. Schließlich gibt es aus Sicht der Grünen viel zu tun: Mobilitätswende, Klimawende, Wohnraumnot und Stadtentwicklungskonzept – überall wäre die starke Handschrift einer Verwaltungschefin gefragt, die angetreten war, Lüneburg richtig grün zu machen.

Doch davon ist bis auf schmeichelnde Fahrrad-Fotos der Oberbürgermeisterin oder ihrem jetztigen Erklimmen des Führerstands eines AGL-Lkw nicht viel zu sehen. Nicht von ungefähr mehren sich deshalb die Fragen, welchen Nutzen Kalisch an der Spitze des Lüneburger Rathauses hat. Eine Oberbürgermeisterin sollte schließlich mehr bringen als nur Beigabe zu sein für Fototermine, die mit ihren Dezernenten mehr als ausreichend besetzt gewesen wären.

Aber genau diese immer häufiger wahrnehmbare Diskrepanz zwischen Amt und Amtserscheinung nährt den Zweifel, dass Lüneburgs Oberbürgermeisterin ihrer Aufgabe als oberste Führungskraft eines Oberzentrums, das Lüneburg nun einmal ist, vielleicht doch nicht gewachsen sein könnte. Lüneburg ist nicht Amelinghausen, dem früheren Amtsort der heutigen Oberbürgermeisterin. Nichts gegen die Samtgemeinde, aber es wäre bedauerlich, wenn die Hansestadt auf dieses Niveau herabsinken würde. 

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Mit dem E-Laster in die Zukunft"