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Nicht zu Ende gedacht

09.12.2020 - Eines muss man Lüneburgs Oberbürgermeister lassen: Er hat es versucht. Lüneburg in vorweihnachtlicher Stimmung noch einmal das zu geben, was diese Stadt für viele so attraktiv macht: Eintauchen in das Wohlfühlgefühl einer Atmosphäre aus jahrhundertealtem Backsteincharme, zeitgemäßem Shoppen und geselligem Beisammensein. Hunderttausende Besucher zieht die Stadt damit alljährlich in ihren Bann, in der Adventszeit sowieso. Und trotzdem hat er einen Fehler gemacht, und das weiß er.

Nicht zu bedenken, welche Folgen der von ihm und seiner Marketing-Truppe ausgeheckte "Gassenzauber" haben wird, dass dieses Projekt kaum steuerbar sein wird und das Gegenteil dessen bewirken würde, was eigentlich mit ihm bezweckt war, das wäre Mädge früher nicht passiert. Stets hatte er im Vorfeld gründlichst abgewogen, was geht und was nicht geht und sich erst aufs Eis begeben, wenn er wusste, dass es trägt.

Dass er diesen Weitblick dieses Mal vermissen ließ, ist beim Blick auf den entstandenen materiellen Schaden verzeihlich. Die Kosten für den Auf- und Abbau der Buden sind überschaubar. Allerdings dürfte es genau diejenigen treffen, die derzeit kaum noch Einkünfte haben: die Schausteller.

Der weitaus wichtigere Part aber sind Lüneburgs Händler. Auch sie leiden unter der erneut ausgerufenen Corona-Zwangspause, und niemand weiß heute, wer von ihnen morgen noch da sein wird. Welche Folgen dies für Lüneburg haben kann, ist Mädge bewusst. Deshalb war sein Bemühen, jetzt etwas für den lokalen Handel zu tun, im Ansatz auch richtig. Hier aber inmitten aufkeimender Coronaviren auf "Gassenzauber" zu setzen und den Lüneburgern das Gefühl zu vermitteln, alle jüngst verhängten Corona-Verordnungen seien Makulatur, war nicht zu Ende gedacht. Diesen Fehler wird am wenigsten er selbst sich verzeihen.

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Buden werden wieder abgebaut"