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"Zur Not setzen wir die Schiffe per Kran in den Hafen"

Hansestadt, 13.04.2012 - "Das ist unverschämt!" Mit diesen Worten reagierte Curt H. Pomp, Vorsitzender des Arbeitskreises Lüneburger Altstadt (ALA), auf die Sperrung der Wittorfer Schleuse durch das Wasser- und Schifffahrtsamt Lauenburg (WSA), eine Entscheidung, die eine Teilnahme historischer Segler während des Internationalen Hansetags in Lüneburg sehr in Frage gestellt hat. Auch Henning J. Claassen, Lüneburger Unternehmer und Betreiber des Bergström-Hotels, zeigte sich wenig erfreut über die Aussicht, Ende Juni keine historischen Segler im Alten Hafen erwarten zu können.

Pomp und Claassen hatten sich für dieses Großereignis mächtig ins Zeug gelegt und mit großzügigen Spenden von 20.000 und 15.000 Euro die Ausbaggerung des Hafens am Alten Kran ermöglicht. Doch das WSA hat dem geplanten Eintreffen der Traditionssegler jetzt einen Riegel vorgeschoben, indem sie die Wittorfer Schleuse aus Sicherheitsgründen sperrte (LGheute berichtete). Die Schleuse sei marode und an eine Reparatur vor Jahresende nicht zu denken, ließ das WSA verlauten.

"Es wäre äußerst bedauerlich, wenn sich hier keine Lösung finden ließe", sagte Claassen mit Blick auf das Bemühen der Stadt, Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer und seinen niedersächsischen Amtskollegen Jörg Bode dafür zu gewinnen, die Ilmenau zumindest für die Zeit während der Hansetage wieder schiffbar zu machen. Warum es überhaupt dazu kommen musste, ist für den Lüneburger Unternehmer nicht nachvollziehbar. "Ich kann nicht verstehen, wieso man offenkundig jahrelang nichts für den Erhalt der Wehre und Schleusen unternimmt, um dann festzustellen, dass ein Betrieb nicht mehr möglich sei", so Claassen.

25 Millionen Euro sind derzeit im Gespräch, um die Ilmenau zwischen Elbe und Lüneburg wieder auf Vordermann zu bringen. Eine Summe, die nach Ansicht der zuständigen Behörde aufgrund der geringen Schiffsbewegungen auf der Ilmenau nicht zu rechtfertigen sei. "Natürlich ist das viel Geld, aber man darf die Ilmenau nicht allein nach den Schiffsbewegungen beurteilen", hält Claassen dagegen. Die Ilmenau habe als Transportweg für die Hansestadt Lüneburg immer eine große Bedeutung gehabt, "so einen Fluss darf man doch nicht einfach sich selbst überlassen", so Claassen.

Dem kann Pomp nur zustimmen, der die genannten Instandsetzungskosten aber sehr in Frage stellt. "Solche Summen werden gern sehr hoch angesetzt, um die Leute abzuschrecken", weiß er aus eigenen Erfahrungen. "Für die Ausbaggerung des Hafens wurden zuerst auch 100.000 Euro genannt, zum Schluss waren es dann nur 40.000 Euro."

Der ALA-Chef aber ist besonders darüber empört, dass die Sperrung der Schleuse nicht vom WSA selber frühzeitig angekündigt wurde, sondern erst durch Medienberichte bekannt wurde. "Das ist eine Unverschämtheit. Die haben doch gewusst, was wir hier planen", ist Pomp sich sicher. Das konnte Stadtsprecherin Suzanne Moenck gestern zwar nicht bestätigen, doch sei man seitens der Stadt davon ausgegangen, dass man für den Hansetag eine Ausnahmegenehmigung bekommen werde. "Bislang war es kein Problem, eine Ausnahmegenehmigung zu erhalten. Dass das jetzt nicht mehr möglich sein soll, überrascht uns sehr", so Moenck.

Dass die Aktion nun komplett ins Wasser fällt und die Spenden nutzlos in den Fluten der Ilmenau versenkt sind, daran mag im Augenblick aber noch keiner so recht glauben. "Das wäre schon ziemlich peinlich für die Verantwortlichen", meinte Pomp. "Zur Not setzen wir die Schiffe per Kran in den Hafen", sagte Claassen. Bei dem Lüneburger Unternehmer kann man davon ausgehen, dass er macht, was er sagt.