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Jugend 2012 - "besser als ihr Ruf"

Greenpeace und Leuphana legen Ergebnisse des "Nachhaltigkeitsbarometers" vor

Hansestadt, 11.10.2012 - Gut zwei Drittel der Jugendlichen im Alter von 15 bis 24 Jahren haben ein starkes Bewusstsein für Umweltprobleme und Nachhaltigkeitsfragen. Sie wissen, dass nur so viele Ressourcen verbraucht werden sollten, wie nachwachsen können. Zu diesem Ergebnis kommt die repräsentative Studie "Nachhaltigkeitsbarometer - was bewegt die Jugend?" von Greenpeace und der Leuphana Universität Lüneburg.

"Die junge Generation ist besser als ihr Ruf", sagte der Lüneburger Wissenschaftler Professor Gerd Michelsen heute bei der Vorstellung der Studie in Hamburg. Er forderte, dass in den Schulen das Bewusstsein für eine nachhaltige Entwicklung stärker geweckt wird.

Deutschlandweit wurden im Juli 2011 insgesamt 1070 Jugendliche in einem direkten Gespräch interviewt. Die Jugendlichen sind der Ansicht, dass eine intakte Umwelt die Grundlage für alle ökonomischen, sozialen und kulturellen Entwicklungen der Gesellschaft bildet. Über 70 Prozent der Befragten betreiben praktischen Umweltschutz, indem sie beispielsweise Energie einsparen und Müll trennen. An politischen Demonstrationen oder Produktboykotten hat bereits jeder vierte Jugendliche teilgenommen. In diesen Bereichen möchten sich zukünftig sogar doppelt so viele Heranwachsende engagieren, um sich für einen Wandel der Gesellschaft einzusetzen.

Vielen Befragten, so die Studie, falle es allerdings schwer, die komplexen Ursachen aktueller Probleme einzuschätzen und daraus Konsequenzen für das eigene Handeln abzuleiten. Deswegen fordern sie den Staat auf, Handlungsrichtlinien für eine nachhaltige Entwicklung zu erstellen. Ansatzpunkte wären, die Umweltbelastung bei der Kleidungsproduktion einzustellen, die Recyclingfähigkeit von Produkten zu erhöhen oder den Energieverbrauch in der Produktion zu senken.

"Von Desinteresse, Egoismus oder gar Unwissen findet sich bei der Jugend keine Spur. Mangelndes Engagement liegt nicht an der Einstellung der Jugendlichen, sondern an den fehlenden Möglichkeiten, ihre Zukunft mitzugestalten", sagt Greenpeace-Bildungsexpertin Kerstin Küster.

Knapp die Hälfte der Befragten habe in der Schule Unterricht zu nachhaltiger Entwicklung erhalten. Auffällig sei, dass diese Jugendlichen vergleichsweise politisch engagierter seien als ihre Altersgenossen. Dies betreffe vor allem Gymnasiasten. Haupt- und Realschüler seien dagegen wenig unterrichtet worden. Greenpeace veröffentlicht seit dem Jahr 2011 Unterrichtsmaterial für Lehrerinnen und Lehrer und hat eine neue Kinderwebsite gestartet.

Prof. Dr. Gerd Michelsen leitet das Institut für Umweltkommunikation der Leuphana Universität Lüneburg. Seit mehr als zehn Jahren stehen Beiträge zur Theoriebildung und Professionalisierung in der Nachhaltigkeitskommunikation im Mittelpunkt von Forschung und Lehre dieser Einrichtung. Dabei spielen inter- und transdisziplinäre Prinzipien eine wesentliche Rolle.