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Gegen das Vergessen

In Lüneburg wurde die neue Synagogen-Gedenkstätte am Schifferwall feierlich der Öffentlichkeit übergeben 

Die neue Gedenkstätte am Schifferwall. Foto: Stadt LüneburgLüneburg, 11.11.2018 - Im Beisein von rund 250 Lüneburgern und Gästen wurde am Freitag die neu geschaffene Gedenkstätte für die ehemalige Lüneburger Synagoge feierlich übergeben. Die Hansestadt Lüneburg und die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lüneburg hatten zu der Feierstunde für das gemeinsam mit vielen Partnern und Unterstützern umgesetzte Projekt eingeladen. Die Gedenkstätte war genau ein Jahr zuvor entwidmet worden, der ursprüngliche Gedenkstein zwischendurch eingelagert, um dort den von dem Lüneburger Architekten Carl-Peter von Mansberg entworfenen Neubau zu errichten.

"Erzählen Sie Ihren Kindern und Enkelkindern, was damals passiert ist, erzählen Sie allen vom heutigen Tag, zeigen Sie die Gedenkstätte und erzählen Sie – dann bleibt die Geschichte greifbar.“ So forderte der Oldenburger Rabbiner Jona Simon die mehreren hundert Lüneburger und Gäste auf, die zur öffentlichen Feierstunde an den Schifferwall gekommen waren. 

Nachfahren von nahezu allen jüdischen Familien, die damals in Lüneburg der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zum Opfer fielen, waren eigens angereist, um die Feierstunde mitzuerleben. Reuwen Stern, Enkel von Sally Baden und Lucie Baden-Behr, die ehemals ein Schuhgeschäft an der Bardowicker Straße in Lüneburg betrieben, fasste in einigen Worten die Familiengeschichte und den Lebensweg seiner Mutter zusammen. Er gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass die neue Stätte einen kleinen Beitrag dazu leisten möge zu verhindern, dass sich die Ereignisse von Hass und Verfolgung wiederholten.

Rabbiner Jona Simon und Hans-Wilfried Haase enthüllen den Gedenkstein, der inmitten der erweiterten Gedenkstätte einen neuen Platz gefunden hat. Foto: Stadt LüneburgAuch Hans-Wilfried Haase, Vorsitzender der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Lüneburg (GCJZ), schlug einen Bogen: "Man wollte vernichten, was jüdisch war, jüdische Kultur zerstören, jüdische Namen auslöschen. Jetzt sind die Namen in Bronze gegossen, dass viele nach uns sie noch lesen können." Haase spielte damit auf die Tafeln im Bauwerk an, die zum einen die Namen der jüdischen Familien in Lüneburg aus der Zeit 1894 bis 1945 zeigen, zum anderen die Namen der Lüneburger Opfer der Judenvernichtung.

Ela Griepenkerl galten besondere Dankesworte. Die Ehrenvorsitzende der GCJZ hatte das Projekt angestoßen und "mit Hartnäckigkeit angemahnt". Diese Gedenkstätte sei "ihr Kind".

Gemeinsam mit vielen weiteren Mitwirkenden, etwa von der Geschichtswerkstatt und von den Kirchen, hatten die GCJZ und die Hansestadt in vielen Gesprächsrunden die Neugestaltung auf den Weg gebracht. Alles in allem ein mehrere Jahre währender Weg, der manchem zu lang erschien.

Oberbürgermeister Ulrich Mädge ging in seiner Rede auch darauf ein. „Es war ein langer und intensiver Prozess. Aber er war notwendig, denn wir haben uns miteinander bemüht, die verschiedenen Blickwinkel und Auslegungen zu verstehen und einzubeziehen. Ich bin überzeugt, dass dieser Prozess an sich ein Wert ist, den wir uns erhalten sollten. Dass wir uns unsere Gedenkorte erarbeiten müssen und dieses in Abständen auch immer wieder neu." Er hoffe sehr, dass diese Gedenkstätte, die ebenso wie der Friedhof Tiergarten, das Mahnmal an der Lindenstraße und die Gedenkstätte auf dem Gelände der Psychiatrischen Klinik den Opfern gewidmet ist, auch von den Jüngeren angenommen wird. 

Superintendentin Christine Schmid schloss sich dem an und hoffte auf "gute Begegnungen" in dem neu entstandenen Raum. Die Gedenkstätte könne die Lücke nicht schließen, die die Vernichtung der jüdischen Kultur und der jüdischen Gemeinde hinterlassen habe, "aber sie kann diese Lücke wachhalten und an Menschen erinnern, die nicht die Chance hatten, in Lüneburg glücklich zu werden".

Rund 240.000 Euro hat die Neugestaltung gekostet. Je 50.000 Euro kamen von der Stadt Lüneburg und der Sparkassenstiftung, 25.000 Euro von der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg. Außerdem hatten sich weitere Einrichtungen, aber auch zahlreiche private Spender an der Finanzierung beteiligt.