Die Stadtverwaltung will die Bauwagen-Gemeinschaft umsiedeln
Lüneburg, 01.10.2025 - Für die einen sind sie die Erfüllung eines unangepassten Lebens frei von Normen und gesellschaftlichen Zwängen, für andere eine hingenommene Duldung nicht hinzunehmender Provokationen. Gemeint ist die Bauwagensiedlung am nördlichen Stadtrand von Lüneburg, wo seit Jahren ein paar Andersdenkende ihren Idealen von einer freien Gesellschaft in Bauwagen-Idyllen nachgehen. Das soll nun ein Ende haben, vorgegeben ausgerechnet von einer Grün-regierten Stadtverwaltung. Die hat offenbar etwas gegen den Platz, auf dem die Siedler seit vielen Jahren ihr Lebensideal zu realisieren versuchen.
Es soll ein "neuer, langfristig nutzbarer Platz für Bauwagen" im Nordwesten der Stadt entstehen, und zwar am Brockwinkler Weg westlich der Justizvollzugsanstalt auf einem stadteigenen Acker, so die Stadtverwaltung in einer heutigen Erklärung. Dorthin sollen die Bewohner der Bauwagensiedlung umziehen, die derzeit noch in gefälliger Eintracht auf ihrem von der Stadt einstmals zugebilligten Platz in friedlicher Nachbarschaft leben.
Die Wagensiedlung sei aus "naturschutz- und baurechtlichen Gründen ungeeignet" und nur über einen privaten Weg ohne Leitungsanschlüsse erreichbar, teilte die Stadtverwaltung heute mit. Man strebe deshalb an, mit dem Wagenplatz Brockwinkler Weg eine "nachhaltige und ordnungsgemäß erschlossene Lösung zu schaffen". Warum die angeblich so wichtigen naturschutz- und baurechtlichen Gründe ausgerechnet jetzt nicht mehr ztu akzeptieren sind, die von der Verwaltung seit Jahren gebilligt, werden, wurde nicht gesagt.
Das Thema stand jetzt auf der Tagesordnung des städtischen Bauausschusses und im Verwaltungsausschuss. Die Ausschussmitglieder empfahlen jeweils einstimmig, die Pläne für den "Wagenplatz Brockwinkler Weg" weiterzuverfolgen. Im Rahmen der städtebaulichen Planung ist vorgesehen, den Standort als Sonderbaufläche auszuweisen und in einem Bebauungsplan mögliche Baufenster und das zulässige Maß der baulichen Nutzung festzulegen.
Bemerkensweret: Die Planungskosten für das Umsiedlungsvorhaben einschließlich Umweltbericht, Gutachten und Beratungsleistungen werden durch den Verein der Wagensiedlung übernommen, teilte die Stadtverwaltung mit. Die Betroffenen müssen also selbst noch die Sinnhaftigkeit für ihre Abschaffung erbringen. Das erlebt man nicht alle Tage.
Am 2. Dezember ist nun eine Infoveranstaltung für Anwohner geplant. Dabei soll gemeinsam mit Vertretern der Bauwagensiedlung über das weitere Vorgehen informiert werden.