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Krankenhäuser stürzen in tiefrote Zahlen

Energiekosten belasten massiv die Haushalte – Hilferufe an Bund und Land

In Schieflage: Das Klinikum in Lüneburg kann die gestiegenen Kosten nicht mehr abfangen. Foto: LGheuteLüneburg, 21.10.2022 - Die Energie-Krise trifft nun auch die Lüneburger Krankenhäuser mit voller Wucht. Mit einem Defizit von rund 5,5 Millionen Euro allein bei den Energiekosten rechnen die Krankenhausleitungen in diesem Jahr, satte 25 Millionen Euro sollen es im kommenden Jahr werden. Weil die Krankenhäuser ihre Mehrkosten nicht an die Krankenkassen weiterreichen können, fordern sie jetzt schnelle Hilfe von Bund und Land.

Das Klinikum Lüneburg und die Psychiatrische Klinik Lüneburg müssen in diesem Jahr das erste Mal seit langer Zeit rote Zahlen schreiben. "Für 2022 erwarten wir für beide Häuser zusammen ein Defizit von circa 5,5 Millionen Euro", sagt Rolf Sauer, Geschäftsführer der Gesundheitsholding Lüneburg. Noch schlechter sieht die Prognose für 2023 aus: "Wir gehen zurzeit von einem Defizit von insgesamt 25 Millionen Euro aus, davon entfallen circa 20 Millionen Euro auf das Klinikum Lüneburg und weitere fünf Millionen Euro auf die Psychiatrische Klinik."

Die Gründe dafür lägen in der Explosion der Energiepreise und der Verteuerung allgemeiner Leistungen, während die Pflegesätze nicht an diese neue Kostenlage angepasst werden. Mit eingerechnet seien auch der Wegfall der Corona-Ausgleichszahlungen und die zu erwartenden Tarifsteigerungen.

Vor welchem Problem die Krankenhäuser dabei stehen, beschreibt Dr. Michael Moormann, Geschäftsführer des Klinikums Lüneburg: "Während unsere Zulieferer und Dienstleister ihre Mehrkosten unreglementiert an uns weitergeben können, dürfen wir als Krankenhaus diese Preissteigerungen unseren Kostenträgern, also den Krankenkassen, nicht in Rechnung stellen."

Der Grund: Wieviel eine Klinik pro Patient und pro Leistung abrechnen darf, wird pauschal geregelt. Zwar wurde der sogenannte Basisfallwert und damit der Preis für eine durchschnittliche Behandlung zuletzt um 2,3 Prozent erhöht. Das deckt laut Moormann aber bei weitem nicht die tatsächlichen Preissteigerungen. Laut statistischem Bundesamt bestehe eine krankenhausspezifische Kostensteigerung von über sechs Prozent. "Damit haben wir einen Fehlbetrag von fast vier Prozent zur letzten Erhöhung, und das führt bei einem Krankenhaus mit einem Jahresbudget von 100 Millionen Euro bereits zu einem Defizit von vier Millionen Euro", rechnet Moormann vor.

Erschwerend komme noch die anhaltende Corona-Pandemie hinzu. "Wir bekommen aktuell keine Corona-Pauschalen mehr, dabei behandeln wir so viele Patienten mit einer (begleitenden) Corona-Infektion wie nie zuvor", berichtet Klinik-Chef Moormann. Insbesondere die Isolation führe zu einem erheblichen Mehraufwand in der Pflege. Außerdem führen sehr hohe Personalausfälle seit Monaten dazu, dass viele Betten erst gar nicht belegt werden können. 

Aber nicht nur Lüneburg, sondern die Lage nahezu aller Krankenhäuser ist Moormann zufolge dramatisch: So können laut einer Erhebung des Deutschen Krankenhausinstituts 96 Prozent der deutschen Kliniken die aktuellen Mehrkosten nicht refinanzieren.

"Jetzt sind ganz klar Bund und Land am Zug. Die finanzielle Schieflage der kommunalen Krankenhäuser kann von den städtischen Trägern allein nicht mehr aufgefangen werden", fordert Rolf Sauer.