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Neuer Blick ins Herz

Am Klinikum Lüneburg ist ein neuer Bereich der Kardiologie und Radiologie entstanden

Am neuen Katheterarbeitsplatz für elektrophysiologische Untersuchungen können Herzrhythmusstörungen gezielt und besonders strahlungsarm behandelt werden. Foto: Klinikum Lüneburg/Anne MeyerLüneburg, 23.11.2020 - Es ist nicht nur eine millionenschwere Investition, es ist vor allem eine Hoffnung für viele Patienten mit Herzproblemen. Drei neue Katheterarbeitsplätze für modernste Therapieverfahren in der Kardiologie und Interventionellen Radiologie sind jetzt am Lüneburger Klinikum in Betrieb genommen worden. Das Klinikum selbst spricht von einer Erweiterung des therapeutischen Spektrums "auf Universitätsniveau".

"Wir haben vier Millionen Euro investiert, um unter anderem die Diagnose und Therapie von Herzerkrankungen noch weiter zu verbessern", sagt Dr. Michael Moormann, Geschäftsführer des Klinikums.

Besonders stolz ist das Klinikum dabei auf die Anschaffung eines Angiographiesystems der neuesten Generation. Es nutzt die Technik der sogenannten "Zwei-Ebenen-Digitalen-Substraktionsangiographie (DSA)". Dahinter verbirgt sich die derzeit modernste Technik zur bildlichen Darstellung einzelner Blutgefäße in praktisch jedem Teil des menschlichen Körpers. Über spezielle und zum Teil hochfeine Katheter lassen sich so auch kleinste Arterien und Venen mithilfe von Kontrastmitteln sichtbar machen. Überlagernde Strukturen, wie beispielsweise Knochen oder Weichteile, werden durch einen computergestützten Rechenprozess aus dem Bild entfernt. Neben der exakten Darstellung einzelner Gefäße liefert das System auch Informationen über den Blutfluss. Selbst kleinste Gefäßveränderungen können so lokalisiert und behandelt werden.

"Das kommt uns beispielsweise bei der Schlaganfallbehandlung zugute", erklärt Prof. Dr. Thomas Rodt, Chefarzt des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie. "Bei der sogenannten Thrombektomie wird das verstopfende Blutgerinnsel mit einem Mikrokatheter entfernt, der über eine Leistenarterie bis in die Hirngefäße geschoben werden kann – punktgenau zum Ort des Gefäßverschlusses.

Mithilfe der Angiographie können alle Arten von Gefäßerkrankungen wie Verengungen, Aussackungen oder Verschlüsse präzise sichtbar gemacht und oft direkt behandelt werden.

Auch in der Krebstherapie setzt die Technik neue Maßstäbe: Durch die bildliche Darstellung und den Verschluss der zuführenden Blutgefäße können beispielsweise kleinste, nicht operierbare Tochtergeschwulste (Metastasen) in der Leber unschädlich gemacht werden.

Alle drei neuen Katheterarbeitsplätze zeichnen sich laut Klinikum durch besonders strahlenschonende Techniken aus, wovon Patienten und Behandler gleichermaßen profitieren. Auch Kontrastmittel würden im Vergleich zu früher in deutlich geringerer Menge benötigt.

"Neben diesen Vorteilen der schonenderen Verfahren sind insbesondere die neuen, großen Monitore mit ihren vielfältigen Darstellungsmöglichkeiten und der extrem guten Bildqualität von großer Bedeutung", erläutert Prof. Dr. Christian Weiß, Chefarzt der Klinik für Kardiologie. "In unserem Zentrum für Herzrhythmusstörungen arbeiten wir bereits seit elf Jahren erfolgreich mit einem Herzkathetermessplatz in der Therapie der Koronaren Herzkrankheit und von Herzinfarkten."

Ein zweiter Katheterarbeitsplatz für elektrophysiologische Untersuchungen dient der gezielten Behandlung von Herzrhythmusstörungen. Die neuen Geräte erlauben eine nahezu plastische zwei- und dreidimensionale Darstellung des Herzens.

Die am Klinikum Lüneburg etablierten und jetzt erweiterten minimal-invasiven Therapieverfahren kommen laut Klinikum besonders auch älteren Patienten zugute, die häufig mehrere chronische Erkrankungen und ein höheres Operationsrisiko haben. Kleine Schnitte zum Einführen des Katheters in ein Blutgefäß an Leiste, Handgelenk oder Hals sowie geringere Schmerzen unterstützen eine schnelle Genesung.