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Viele Worte, wenig Perspektive

Politik, Gewerkschaft und Betriebsrat fordern Erhalt des Jungheinrich-Werks – sagen aber nicht, wie

Krisen-Treffen wegen Jungheinrich: Mit dabei waren (v.l.) die Jungheinrich-Betriebsräte Yusuf Cengiz und Sven Nolte sowie Philipp Meyn, Jakob Blankenburg und per Video zugeschaltet Olaf Lies. Foto: BlankenburgLüneburg, 11.08.2025 - Kann es mit dem Jungheinrich-Werk in Lüneburg weitergehen und wenn ja, wie? Das sind die beiden Kernfragen, die in diesen Tagen Belegschaft und Politik in der Region gleichermaßen beschäftigen. Blumige Antworten auf die erste Frage gab es am Freitag viele, vor allem aus der Politik. Bei einem Gespräch mit Niedersachsens Ministerpräsident Olaf Lies (SPD) stellten sich die Lüneburger SPD-Abgeordneten Jakob Blankenburg und Philipp Meyn an die Seite der von der angekündigten Schließung Betroffenen. Antworten auf die zweite Frage hingegen blieben noch aus.

Das Ziel, das sich die Runde um Ministerpräsident Lies, den Bundestagsabgeordneten Blankenburg, Landtagsabgeordneten Meyn, IG Metall-Geschäftsführer Lennard Aldag sowie Vertreter des Betriebsrats gesteckt hatten, war hoch gesteckt: Es galt, Perspektiven für den Standort zu entwickeln und die Bedeutung des Werks für die Region zu unterstreichen. Auch mit Jungheinrich-Werksleiter Hirt und Senior Vice President Operations Planko war gesprochen worden.

Das Ergebnis dieses Treffens ist allerdingsindes dünn, vor allem, weil die Politik ihrerseits nichts oder zumindest noch nichts mitgebracht hatte, was das Unternehmen zum Erhalt des Standorts bewegen könnte. Im Gegenteil: Lies fordert von dem Unternehmen, was in dieser Stunde eigentlich Aufgabe der Landesregierung wäre, wenn Niedersachsen auf Jungheinrich nicht verzichten will: Ideen, wie es weitergehen kann. Lies: "Wir wollen ein Konzept von Jungheinrich sehen – damit es weitergehen kann. Es braucht ein klares Bekenntnis zum Standort Lüneburg." 

Positivere Signale in Richtung Unternehmen waren auch von den beiden Abgeordneten nicht zu hören. Jakob Blankenburg zeigte sich nach einem Rundgang durch das Werk zwar beeindruckt, doch zu mehr als diesem reichte es nicht: "Eine eindrucksvolle Einheit von Konstruktion, Entwicklung, Testfeld und Produktion in Sonderbau und Kleinserie – das macht doch Industrie made in Lüneburg aus." Philipp Meyn ergänzte: "Die Menschen hier zeigen: Jungheinrich ist Teil der Lüneburger Industrie-DNA."

◼︎ Gewerkschaft richtet Blick auf die Landesregierung 

Etwas konkreter war da schon Lennard Aldag, Geschäftsführer der IG Metall Celle-Lüneburg. Seine Forderung ging dorthin, von wo seitens des Unternehmens, vor allem aber seitens der Belegschaft Unterstützung erwartet wird: von der Politik: "Wenn wir die Industrie im nordwestlichen Niedersachsen stärken wollen, müssen wir genau solche Standorte wie Lüneburg sichern – mit ihrer Innovationskraft, ihrer Belegschaft und ihrer engen Verzahnung von Entwicklung und Produktion." 

Sven Nolte, Betriebsratsvorsitzender und IG Metall-Vertrauensmann, schwört auf den Zusammenhalt: "Wenn wir zusammenarbeiten, sind wir am stärksten. Lüneburg ist eine besondere Einheit und Türöffner in neue Märkte für Jungheinrich."

Kämpferische Töne kamen von Florian Rebstock, Gewerkschaftssekretär der IG Metall: "Sollten sich unsere Mitglieder in den kommenden Wochen für den Erhalt des Werks entscheiden, wird Jungheinrich den Standort Lüneburg neu beplanen müssen." Jungheinrich werde "auf eine rot-gelbe Wand treffen, wenn sie ihre Arbeit zum Erhalt des Standorts nicht macht." Welche Anstrengungen seitens der Belegschaft außer Protest zu erwarten sind, wurde aber auch von ihm nicht gesagt.

◼︎ Landesregierung als Vermittlerin

Was aber brachte das Gespräch der beiden Abgeordneten Blankenburg und Meyn mit der Jungheinrich-Unternehmensführung? Auf Nachfrage von LGheute erklärte Jakob Blankenburg: "Erstes Ziel war, öffentlich den Punkt zu setzen, dass über die Zukunft des Betriebs in Lüneburg und nicht über die Schließung geredet werden muss. Also auch von politischer Seite vor den Gesprächen zwischen Gewerkschaft und Geschäftsführung eine Erwartungshaltung klar zu machen." Im weiteren Verlauf der Gespräche sei es nun auch denkbar, "dass sich die Landesregierung als Vermittlerin einschaltet."  

 

 

 

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