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Wo bleibt die Politik?

15.07.2023 - Dass die Elbfähren nicht mehr fahren, weil der Fluss gelegentlich zu wenig Wasser führt, daran haben sich die Menschen dies- und jenseits der Elbe im Landkreis Lüneburg inzwischen gewöhnt. Mit der jetzt erfolgten – wenn auch nur vorübergehenden – Außerbetriebnahme der Fähre "Amt Neuhaus" aber wird eine neue Dimension erreicht: Der Weg über die Elbe wird zu einer fast unüberwindlichen Hürde, seitdem auch die Elbbrücke in Lauenburg für den Autoverkehr gesperrt ist. Das könnte ein echtes Politikum werden.

Man braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, mit welchem Gleichmut vor allem die Bewohner des Amtes Neuhaus die ewigen Behinderungen bei ihrem Versuch, über die Elbe zu kommen, hingenommen haben. Mal ist es wie jetzt das Niedrigwasser der Elbe, das ein Übersetzen verhindert, mal Eisgang, mal eine normale Inspektion einer der beiden Fähren "Amt Neuhaus" oder "Tanja" und mal die gefühlt alle drei Monate wiederkehrenden Ausfälle einer der beiden in die Jahre gekommen Schiffe. Was bislang noch fehlt, aber wohl bald schon folgen dürfte, sind angeklebte Menschen, die meinen, damit das Klima zu retten.

Von der Politik im Landkreis Lüneburg ist dazu nichts zu hören. Lediglich Landrat Jens Böther beschwört routinemäßig den (geplanten) Bau der Elbbrücke bei Neu Darchau, doch ob dieser wirklich kommt, steht trotz Planfeststellungsverfahren weiter in der Schwebe, weil keiner weiß, was es am Ende wirklich kostet und wer welchen Anteil übernimmt.

Wer aber glaubt, sich durch Nichtstun aus der Affaire ziehen zu können, wird vielleicht schon bald das erfahren, was in anderen und nicht nur ostdeutschen Bundesländern bereits geschieht: Viele wenden sich von den etablierten Parteien ab aus Frust wegen Ignoranz, Dauerstillstand und/oder Entscheidungsschwäche in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen.

Nun mag manch einer sagen, dass das Nichtfahren der "Amt Neuhaus" ja nicht zu den wirklich großen Problemen – wie retten wir die Welt vor dem Klima-Tod? – gehört, denen sich die Politik zu widmen hat. Nur: Wer die Probleme im Kleinen nicht gelöst bekommt, dem wird man auch Größeres nicht zutrauen. Die Politik ist daher in diesen Feldern besonders gefordert.

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "'Amt Neuhaus' stellt Betrieb ein"