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Familie - was ist das?

Auslaufmodell oder schützenswertes Gut?  - Bundestagskandidaten beziehen Position 

Lüneburg, 14.09.2013 - Die Familie ist schon lange keine Privatsache mehr. Als Gestaltungsfeld politischer Ziele und Überzeugungen hat sie schon lange einen festen Platz in den Parteiprogrammen, nicht erst seit 1949. Einige halten diese Form des Zusammenlebens für ein Auslaufmodell, andere sehen in ihr ein bedrohtes Gut. Einigkeit zwischen den politischen Parteien besteht zumeist darin, dass Familien finanziell entlastet, zumindest aber nicht weiter belastet werden sollten. Doch was bedeutet Familie für die Politiker von heute? In der vierten 100-Wörter-Fragerunde haben wir die Direktkandidaten des Wahlkreises Lüneburg und Lüchow-Dannenberg nach ihrem Familienbild befragt.


LGheute: Welchen Stellenwert hat für Sie die Familie?

 

Eckhard Pols, CDU: "Als Mitglied des Familienauschusses des Deutschen Bundestages ist Familienpolitik für mich eines der wichtigsten politischen Themen. Eltern und Kinder in Deutschland profitieren von einer Politik, die Familien finanziell entlastet und den Ausbau von Betreuungsangeboten vorantreibt. In den Landkreisen Lüneburg und Lüchow-Dannenberg haben wir einen flächendeckenden Kinderbetreuungsausbau unter Mithilfe von Bundesförderungen in Verbindung mit einer frühkindlichen Bildung, beispielsweise durch die 'Offensive Frühe Chancen', die Sprachförderung von Kindern in Kitas, erreicht. Wir als Union werden das Ehegattensplitting nicht abschaffen, sondern zu einem Familiensplitting ausbauen, damit Familien mit Kindern noch besser steuerlich entlastet werden. Stufenweise werden wir den Kinderfreibetrag den Freibeträgen von Erwachsenen angleichen und das Kindergeld erhöhen." 

 

Hiltrud Lotze, SPD: "Familie ist mir wichtig - privat und politisch. Jedes Paar, ob jung oder alt, mit oder ohne Kinder, mit oder ohne Trauschein, als Alleinerziehende mit Kindern, als Patchwork- oder Regenbogenfamilie - das alles gilt uns heutzutage als 'Familie'. Kurz gesagt: Menschen, die auf Dauer füreinander sorgen und Verantwortung übernehmen. Eine moderne Familienpolitik muss das berücksichtigen. Für die SPD ist wichtig, dass Eltern für Kitas, Schulen und Ausbildung möglichst gar nicht belastet werden. Das entlastet Familien mehr, als 20 Euro mehr Kindergeld oder gar ein Betreuungsgeld, das Kinder von frühkindlicher Bildung und Frauen von der Berufstätigkeit fernhält."

 

Dr. Tobias Debuch, FDP: "Familie ist der Nukleus unserer Gesellschaft. Für mich persönlich ist Familie dort, wo Kinder sind. Liberale sehen Familien als Verantwortungsgemeinschaften. Und natürlich gilt auch für solche Gemeinschaften der liberale Grundsatz, dass jeder nach seiner Facon selig werden kann - und soll. Das bedeutet, unterschiedliche Lebens- und Familienentwürfe zu tolerieren und zu akzeptieren und vor allem ihren Wert zu erkennen."

 

 

  

Julia Verlinden, Grüne: "Familie ist überall dort, wo Menschen verbindlich füreinander Verantwortung übernehmen. Familien waren schon immer etwas Buntes. Familien brauchen Zeit und eine sie unterstützende Infrastruktur. Neben einer ganztägigen und guten Kinderbetreuung gehört dazu der flächendeckende Aufbau von guten Ganztagsschulen. Erst so kann es eine echte Wahlfreiheit zwischen den unterschiedlichen Familienmodellen geben. Und natürlich brauchen Familien Geld. Viele Alleinerziehende und ihre Kinder brauchen besondere Unterstützung von uns als Solidargemeinschaft: Noch immer sind sie besonders von Armut bedroht. Und wir Grüne wollen ändern, dass mithilfe staatlicher Mittel einseitig ein traditionelles Familienmodell bevorzugt wird. Wir wollen nicht mehr die Ehe, sondern Kinder fördern."

 

Johanna Voß, Linke: "Der Familienbegriff 'Vater-Mutter-Kind(er)' passt für heute nicht mehr. Für mich ist Familie dort, wo Menschen füreinander soziale Verantwortung übernehmen - unabhängig von Trauschein und sexueller Orientierung. Diese Verbindlichkeit bedeutet mir sehr viel. Auch Schriftstellerin Sibylle Berg meint: 'Eine Verbindlichkeit muss es geben, denn alles andere spielt wieder dem Kapitalismus den Ball zu. Zum Beispiel eine Familie, die man liebt, egal aus welchen Mitgliedern sie besteht, ob Homo-, Heterosexuelle, ob Asexuelle, ob eigene oder Pflegekinder, ob mehrere Generationen oder nur zwei, ist egal.' Die Linke will Familien stärken durch Infrastrukturausbau, wirkungsvolle soziale Absicherung und mehr Rechte für erwerbstätige Eltern, um genug Zeit für ihre Familie zu haben."

 

Olaf Forberger, Piraten: "Meine Familie ist für mich sehr wichtig. Wir haben eine jugendliche Tochter. Familie kann ein Ort der Liebe und Geborgenheit sein. In der Familie können wir wachsen und reifen. Doch die Form der Familie hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Ein Blick in die eigene Bekanntschaft zeigt es: Neben der klassischen Familie gibt es Patchwork-Familien und Kleinstfamilien, die nur aus einem Elternteil und einem Kind bestehen. Andere Kinder wachsen bei ihren Großeltern auf. Wir Piraten wollen alle selbstbestimmten Beziehungsformen unterstützen, in denen Menschen Verantwortung füreinander übernehmen, in denen sie Kinder erziehen oder Pflegebedürftige betreuen."

 

Michael Recha, AfD: "Hierauf eine persönliche Antwort: Familie und Freundschaften sind das Wichtigste im Leben. Diesen intimsten Bereich der Menschen dürfen wir weder politisieren noch ökonomisieren, sondern müssen ihn schützen. Stabile politische und wirtschaftliche Verhältnisse zu schaffen und Kinder zu schützen, ist die einzige Aufgabe der Politik. Darum engagiere ich mich politisch - weil Religion und Politik immer die eigene Familie beeinflussen, möchte ich diese öffentlichen Angelegenheiten demokratisch gestalten. Weder materialistische noch weltanschauliche Dogmen sollten in Familienleben eingreifen. Die AfD ist ökonomisch geprägt, Familien brauchen ausreichendes Einkommen. Aber im Kern geht es uns um Freiräume für das Privatleben - im Rahmen ethischer Regeln."

 

Sonni Tonne, PBC: "Eine Familie kann zum Paradies werden, in dem man Geborgenheit erlebt und Kraft für die anstehenden Herausforderungen gewinnt. Eben deshalb braucht sie Schutz und feste Grundlagen. Kinder können sich nur gesund entwickeln in einer festen Beziehung zweier Ehepartner; bestehend aus Frau und Mann. Früher eine Normalität, heute wird die Familie unterwandert und damit zerstört. Unser Staat legt keinen Wert mehr auf die Stärkung der Elternbeziehung, die für unsere Kinder lebenswichtig ist. Unsere Kinder müssen Scheidungen und neue Partnerschaften verkraften und werden durch Gender Mainstreaming neu verunsichert. Sie erhalten Sexualkundeunterricht losgelöst von Ehe. Soll das Fortschritt sein? Familie ist Chefsache!" 

 

Die vorangegangenen 100-Wörter-Themen:

 

Die Reihenfolge der Kandidaten entspricht ihrer Reihenfolge auf dem Stimmzettel zur Bundestagswahl 2013.

Erläuterung zu den Kurz-Bezeichnungen der Parteien: 
CDU: Christlich Demokratische Union Deutschlands
SPD: Sozialdemokratische Partei Deutschlands
FDP: Freie Demokratische Partei
Grüne: Bündnis 90/Die Grünen
Linke: Die Linke. Niedersachsen
Piraten: Piratenpartei Niedersachsen
AfD: Alternative für Deutschland
PBC: Partei Bibeltreuer Christen

 

Weitere Beiträge und Berichte zur Bundestagswahl 2013 gibt es hier.