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Wahlkampf auf Facebook und Co.

Leuphana-Projekt erforscht Ansprache der jungen Wähler auf Social-Media-Kanälen

Lüneburg, 18.09.2013 - Knapp zehn Millionen Deutsche, die jünger sind als dreißig Jahre, dürfen bei der bevorstehenden Bundestagswahl ihre Stimme abgeben, drei Millionen von ihnen zum ersten Mal. Die meisten sind über die traditionellen Medien für politische Themen kaum zu gewinnen. Mit einer Reihe von Videoclips haben Wissenschaftler der Leuphana Universität Lüneburg im Vorfeld der Bundestagswahl versucht, die jüngere Generation zur politischen Mitwirkung zu motivieren. Für ihr Projekt "Eine Stimme" haben sie mehr als 30 Prominente aus der Lebenswelt der jungen Menschen um politische Stellungnahmen gebeten. Die so entstandenen Filme werden auf Youtube, Facebook und Twitter präsentiert und sind stark nachgefragt.

Der erste Film ist seit Juli dieses Jahres online. Seither sind immer mehr bekannte Gesichter hinzugekommen, unter ihnen Musiker wie Lady Bitch Ray, Mateo, Haudegen Hagen Stoll oder Künstler wie Jonathan Meese. Die Befragten geben keine Wahlempfehlungen, aber sie zeigen Profil, äußern sich persönlich und nicht immer politisch korrekt zum Thema Bundestagswahl. Ihre Nähe zur Lebenswelt der jungen Deutschen hält Bastian Asdonk, der das Konzept entwickelt hat, für entscheidend: "Wir möchten Menschen für Politik begeistern und erreichen, dass sie von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen. Dazu sprechen wir sie in ihren sozialen Netzwerken an."

Die Ansichten der Interviewten provozieren und unterhalten, sie ermöglichen aber auch Information und Meinungsbildung. Die Netzgeneration wird aufgefordert, sich einzumischen. Dass diese Ansprache funktioniert, lässt sich über die digitalen Kanäle leicht belegen: 90.000 Menschen haben die Videos bisher gesehen. "Eine Stimme" hat 607 Youtube-Abonnenten und 410 Facebook-Fans. Dreißig Prozent der Zuschauer wurden über eine Einbettung in die Social-Media-Profile von Nutzern generiert.

Die Videoreihe "Eine Stimme" ist Teil des Medienprojekts "Grundversorgung 2.0" der Leuphana Universität Lüneburg, das im Rahmen des Innovations-Inkubators durch die Europäische Union gefördert wird. Wissenschaftler verschiedener Disziplinen untersuchen gemeinsam den Wandel des verfassungsrechtlichen Mandats der Grundversorgung im digitalen Zeitalter. Sie nutzen die neuen Formen von Öffentlichkeit im Internet und erforschen an praktischen Beispielen deren Rolle für Politik und Gesellschaft. Die Kernfrage lautet: Wie können die öffentlich-rechtlichen Medien diejenigen erreichen, die digital kommunizieren?

Hermann Rotermund, wissenschaftlicher Leiter von "Grundversorgung 2.0", erklärt: "Wir wollen mit 'Eine Stimme' wissenschaftlich belegen, dass mit den richtigen Inhalten in den richtigen Medien dem Generationsabriss, also der Abkehr der 14- bis 35-Jährigen von den klassischen öffentlich-rechtlichen Angeboten, entgegengewirkt werden kann. Bereits jetzt stellen wir fest, dass der Einsatz von Social Media dabei eine entscheidende Rolle spielt." Im Sinne medialer Grundversorgung spricht "Eine Stimme" junge Menschen dort an, wo sie sich am stärksten austauschen - auf Facebook, Youtube und Twitter: