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Drögennindorf oder Rettmer?

Um die geplante Reaktivierung der Bahnstrecke Lüneburg - Amelinghausen wird es politischer

Bleibt Drögennindorf bei der geplanten Bahnverbindung zwischen Lüneburg und Amelinghausen auf der Strecke? Foto: LGheuteLüneburg, 15.09.2023 - Mit dem Zug Zug von Amelinghausen nach Lüneburg? Kein Problem, das geht auch heute schon. Allerdings nur dann, wenn die Ehrenamtlichen der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsfreunde Lüneburg mitmachen und ihr Heide-Express fahrbereit ist. Für die großangekündigte Mobilitätsoffensive des Landkreises dürfte das nicht ausreichen. Deshalb soll die Bahnstrecke reaktiviert, sprich: für einen planmäßigen Personennahverkehr ertüchtigt werden. Doch wie immer tun sich Probleme auf.

Die Perspektiven, die der Bahnexperte der Schieneninfrastruktur Ost-Niedersachsen GmbH (SInON) vor drei Tagen in der Ritterakademie aufzeigte, klangen verheißungsvoll: In 21 Minuten mit der Bahn von Amelinghausen nach Lüneburg, in 49 sogar von Soltau an die Ilmenau-Metropole. Doch Begeisterung wollte sich einfach nicht breit machen unter den Mitgliedern des Mobilitätsausschusses, vor denen Schülke sein mit der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) abgestimmtes Betriebskonzept präsentierte.

Das Problem: Nicht alle Wünsche und Vorstellungen, die in einer zuvor erarbeiteten Machbarkeitsstudie geweckt wurden, können auch in die Tat umgesetzt werden. Schülke brachte das so zum Ausdruck: "Um die Fahrzeiten aus der Machbarkeitsstudie zu erreichen, können leider einige Haltepunkte nicht bedient werden." Konkret: Zusätzliche Haltepunkte in Soderstorf und Drögennindorf würden zu "sich kreuzenden Verkehren" führen und die Fahrzeit deutlich verlängern. Dadurch wären auch Anschlusszüge nach Hamburg oder Hannover nicht mehr zu erreichen, so Schülke.

◼︎ Landkreis will weitere Haltepunkte

Das aber ist nicht das, was sich der Landkreis vorstellt. Der möchte, dass die Bahn möglichst viele der Pendler entlang der Bahnstrecke einsammelt, die bislang noch mit dem Auto unterwegs sind. Dass ausgerechnet Soderstorf und Drögennindorf abseits stehen sollen, während mit den bislang geplanten Haltepunkten Lüneburg-Soltauer Straße, Lüneburg-Rettmer beziehungsweise Häcklingen, Melbeck/Embsen sowie Amelinghausen vorwiegend innenstadtnahe Haltestellen bedient werden, mag Landrat Jens Böther nicht einsehen. Seine Forderung: Es sollten doch weitere Haltepunkte hinzukommen.

Dass es dazu vermutlich nicht kommen wird, weiß jeder, der sich mit der quälend langen Bahn-Debatte um Alpha-E und die Y-Trasse beschäftigt hat. Da kam am Ende auch das heraus, was die Bahn von Beginn an als machbar angesehen hat und nicht, was sich manche im Dialog-Forum ausgemalt haben. Für die kleine Bahnstrecke Lüneburg - Amelinghausen - Soltau folgt daraus: Wenn Soderstorf und Drögennindorf mit an Bord kommen sollen, müssten mindestens zwei Haltepunkte in Lüneburg gestrichen werden. Das macht auch deshalb Sinn, weil die Lüneburger Ortsteile ohnehin mit dem Bus im ÖPNV gut vertreten sind.

Außer der Heidestrecke wurde in Niedersachsen bisher nur für die Strecke Stade-Bremervörde ein Betriebskonzept erstellt, die Chancen für Lüneburg stehen also nicht schlecht. Allerdings muss Hannover noch mit guten Argumenten überzeugt werden. Dazu Böther: "Ob und wie genau wir uns gegenüber dem Land positionieren, diskutieren wir noch in der Kreispolitik." Ein erster Antrag für den Kreistag liegt bereits vor.