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Und was, wenn alles finster wird?

Behörden, Polizei und Einsatzkräfte probten den Ernstfall bei einem flächendeckenden Blackout

bei einer Katastrophe sind sie besonders gefordert: (v.l.) Antje Freudenberg (Polizei), Yvonne Hobro (Erste Kreisrätin und Leiterin Katastrophenschutzstab), Stefan Ostermann (Feuerwehr), Marco Heyner (Kreisverbindungskommando) sowie Peer Henze (Feuerwehr). Foto: Landkreis LüneburgLüneburg, 18.10.2023 - Abgeschaltete Atomkraftwerke, stockende Gaslieferungen, Windräder, die wegen Flaute keinen Strom liefern, überlastete Hochspannungsnetze – die Zuverlässigkeit deutscher Stromversorgung hat ihren Kipppunkt längst überschritten, gäbe es nicht Nachbarländer, die in Notsituationen einspringen. Aber auch Anschläge oder Hackerangriffe können zu einem flächendeckenden Blackout führen. Doch was ist eigentlich, wenn die Stromversorgung tatsächlich flächendeckend ausfällt? Ein solches Szenario wurde jetzt in Scharnebeck geprobt.

Weder Heizung noch Wasser, auch Handynetz, Telefon und Internet fallen aus. Tankstellen und Lebensmittelläden schließen, Pflegeheime und Krankenhäuser schlagen Alarm. Mit diesem Szenario starteten vor gut einer Woche 90 Einsatzkräfte von Verwaltung, Feuerwehr, Rettungsdienst und den Verbindungsbeamten von Polizei, Technisches Hilfswerk und Bundeswehr in der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Scharnebeck in die erste großanlegte Übung seit der Corona-Pandemie – Seite an Seite mit Verwaltungsmitarbeitern, Feuerwehrleuten und Fachberatern aus Hilfsorganisationen. Die Aufgabe: Wie kann den Menschen im Landkreis Lüneburg schnell geholfen werden – auch ohne Strom?

"Im Katastrophenfall kümmern wir uns um die Versorgung der Bevölkerung, informieren die Öffentlichkeit und koordinieren die Einsatzkräfte", berichtet Sascha Westermann vom Landkreis Lüneburg. Der Fachgebietsleiter für Brand- und Katastrophenschutz hat seinen Platz eingenommen in der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Scharnebeck, dort befindet sich die Kommandozentrale. Ein Notstromaggregat sorgt dafür, dass der Katastrophenschutz einsatzbereit ist, auch der IT-Bereich läuft autark.

◼︎ Botendienste und ein Vorrat an Batterien

Zur Information der Bürger wurde ein "Botendienst" eingerichtet, auch das Radio wird zur Kommunikation mit der Bevölkerung genutzt, heißt es zu der Übung in einer Pressemitteilung des Landkreises. Wie man sich diesen Botendienst aber vorstellen darf und wie die Kommunikation mit den Bürgern übers Radio funktionieren soll, wenn die Radios in den Wohnungen mangels Strom nicht eingeschaltet werden können und den Batterien von Handys und Laptops nach wenigen Stunden der Saft ausgeht, dazu heißt es: "Alle Bürgerinnen und Bürger müssen wissen, wie sie für den Notfall vorsorgen und sich auch selbst zu Hause vorbereiten. Dazu gehört beispielsweise ein gewisser Vorrat an Grundnahrungsmitteln, Batterien, Wasser, ein stromunabhängiges Radio und weitere Dinge zu Hause vorzuhalten."

Um zusätzlich eine zentrale Anlaufstelle für Hilfe anbieten zu können, wurden – für die Übung virtuell – sogenannte Katastrophenschutzleuchttürme an allen Feuerwehrhäusern im Landkreis Lüneburg und in allen Stadtteilhäusern der in Lüneburg gebildet. Im Katastrophenfall sollen dort Notrufe an den Rettungsdienst abgesendet sowie Informationen und Hilfe empfangen werden können.

Neben dem Einsatz der Rettungskräfte habe aber auch die Vorbereitung der Bevölkerung eine große Bedeutung in einem Katastrophenfall. Erste Kreisrätin Yvonne Hobro, die an dem Tag auch die Stabsleitung übernommen hatte, verweist dazu auf eine Liste auf den Seiten des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, die unter www.bbk.bund.de erreichbar ist.

Die Erfahrungen aus der Übung werden derzeit ausgewertet, sie sollen in die Sonderpläne für den Katastrophenschutz des Landkreises Lüneburg einfließen. "So sind wir im Ernstfall bestmöglich vorbereitet", sagt Sascha Westermann.