header

Eine Frau für den ländlichen Raum?

Martina Weber soll das umstrittende Raumordnungsprogramm auf den Weg bringen

Die neue Abteilungsleiterin Martina Weber (r.) mit Ministerin Miriam Staudte. Foto: MinisteriumHannover, 29.10.2023 - Wohl keinen guten Eindruck soll Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte kürzlich im Amt Neuhaus hinterlassen haben. Bei einer Podiumsdiskussion zum Thema Elbbrücke soll sie ihr umstrittenes "Fährkonzept" weiter verteidigt haben, ohne aber auf kritische Nachfragen belastbare Antworten gegeben zu haben. Zumindest in Hannover konnte sie sich nun freuen. Dort stellte sie ihre neue Leiterin für die Bereiche Raumordnung, Landentwicklung und Förderung vor – die dürfte demnächst auch einiges zu tun bekommen.

Keine Elbbrücke mehr, sondern ein "Fährkonzept" will die Landesregierung in Hannover in der geplanten Neuauflage des Landes-Raumordnungsprogramms (LROP) verankern. Beim Landkreis Lüneburg kam diese Nachricht bekanntlich nicht gut an, bei den Bewohnern des Amts Neuhaus schon gar nicht. Rund 450 Teilnehmer äußerten teils lautstark ihren Unmut über die Pläne, die von Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) auf den Weg gebracht worden waren. Sie war auch zur Podiumsdiskussion nach Neuhaus gekommen, um ihre Sicht der Dinge darzulegen.

◼︎ Fähr-Probleme nicht im Blick

Doch viel mehr als den wiederholten Verweis auf die hohen Kosten, die ein Bau der Elbbrücke zwischen Darchau und Neu Darchau verschlingen werde – die Rede ist inzwischen von rund 92 Millionen Euro –, hatte die Ministerin nicht im Gepäck. Vielmehr erklärte sie, dass sie den Bau einer Brücke immer kritisch gesehen habe, und präsentierte sich damit als Politikerin, die die massiven Problemen, die mit der Nutzung der beiden Fähren in den vergangenen Jahren offenkundig geworden sind, nicht wahrhaben will. 

Noch aber ist die LROP-Änderung nicht Gesetz, Verbände und Organisationen müssen noch angehört werden. Hier für den erforderlichen Schub zu sorgen wird Aufgabe von Martina Weber werden, die jetzt in Hannover vorgestellt wurde. Martina Weber (55) übernimmt die Position, die mit der Ernennung ihres Vorgängers Denis Lehmkemper zum Landesbeauftragten für den Datenschutz vakant wurde, und ist ab sofort für die Bereiche Raumordnung, Landentwicklung und Förderung zuständig. 

◼︎ Fachfrau für die Entwicklung ländlicher Räume

Martina Weber ist Diplom-Agraringenieurin und kann in ihrer beruflichen Laufbahn auf mehrere leitende Funktionen insbesondere in der Regionalentwicklung zurückblicken. So war sie unter anderem elf Jahre als Regionalmanagerin tätig und begleitete unterschiedliche Regionen in der Konzeption und Umsetzung der regionalen Entwicklungskonzepte. Von 2011 bis 2022 war sie Geschäftsführerin des Landwirtschaftlichen Bildungszentrums Echem der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und führte dort ein Team von 60 Mitarbeitern. Zuletzt leitete sie die Abteilung für Agrarwirtschaft in der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft der Freien und Hansestadt Hamburg als oberste Landwirtschafts-, Forst-, Jagd- und Fischereibehörde mit drei Referaten und einer Stabsstelle Agrarpolitik.

Ministerin Miriam Staudte: „Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit, denn Martina Weber ist eine versierte Fachfrau für die Entwicklung ländlicher Räume und hat umfassende Führungserfahrung. Sie ist ein Gewinn für das Ministerium". 

Mit Fokus auf ihre neuen Aufgaben erklärte Martina Weber: „Ich bin davon überzeugt, dass es dringend eines bundesweiten Transformationsprozesses in der Land- und Forstwirtschaft bedarf - hin zu mehr nachhaltigem, qualitativen Wachstum im Einklang mit gesellschaftlichen Ansprüchen, erneuerbarer Energieerzeugung, Biodiversität, Klimaschutz und betrieblichen Einkommen. Es reizt mich, mit der Raumordnung, der Bodenordnung und der Förderung des ländlichen Raumes Instrumente zur Hand zu haben, um diesen Prozess gemeinsam mit einem engagierten Team strategisch zu begleiten."

◼︎ Entwicklung ohne Brücke?

Inwieweit das von Ministerin Staudte favorisierte Fährkonzept dazu beitragen wird, die angekündigte Entwicklung des ländlichen Raums im Amt Neuhaus voranzubringen, dürfte spannend werden. Denn nicht nur Pendler und Schulkinder sind dringend auf eine verlässliche Verbindung über die Elbe angewiesen, auch die Landwirte selbst. Häufig genug können sie ihre Arbeiten nicht oder nur mit Umwegen ausführen, weil die Fähren wegen Niedrigwasser, Eisgang, Wartungsarbeiten oder technischem Defekt am Ufer bleiben müssen.

Den Kosten einer Brücke sollten zudem auch die volkswirtschaftlichen Kosten gegenübergestellt werden, wenn Arbeitnehmer wegen Fähr-Ausfall nicht oder nicht pünktlich zur Arbeit kommen, Handwerker ihren Einsatzort nicht wie geplant erreichen und Landwirte ihre Ernte nicht einbringen können, weil die Elbe für den Transport der schweren Geräte und beladenen Anhänger nicht genug Wasser führt.