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Masterplan gegen den Einsturz

In Niedersachsen gibt es 150 Problem-Brücken, Tendenz steigend

Die Friedrich-Ebert-Brücke in Lüneburg. Sie wurde in den vergangenen Jahren mehrfach saniert. Foto: LGheuteHannover, 01.10.2024 - Dresden hat vor Augen geführt, wie es um den Zustand vieler Brücken in Deutschland bestellt ist. Zwar sind nicht alle einsturzgefährdet, viele aber längst in einem kritischen Zustand, auch in Niedersachsen. Das Land ist für 4.800 Brücken zuständig, 150 davon müssen ersetzt werden. Mit einem "Masterplan Brücke" und neuen Ingenieursstellen soll dies gelingen.

Ein Unglück wie in Dresden an der Carolabrücke sei "selbst nach jetzigen Standards absolut unwahrscheinlich", heißt es aus dem Haus von Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD). Zu der Annahme kommt das Ministerium, weil die Kontrollen in Niedersachsen "funktionieren und Maßnahmen getroffen werden, die in Zukunft noch verbessert werden". 

2023 wurden 150 Brücken in die Kategorien "Kritisch" und "Ausfall" eingestuft. Sie sollen ersetzt werden, haben laut Ministerium einen Planungsauftrag erhalten und seien in Bearbeitung. In der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLStBV), die für die Brücken des Landes zustandig ist, sei überdies bereits festgelegt worden, dass jede fertig geplante Brücke auch sofort gebaut wird.

Der zeitnahe Ersatz der maroden Brücken ist schon deshalb erforderlich, weil Jahr für Jahr neue Problem-Brücken hinzukommen. So würde deren Anzahl auf 407 steigen, sollten die 105 Brücken nicht bis 2035 ersetzt werden, teilte das Ministerium mit. Mit einem achtstufigen "Masterplan Brücke" soll deshalb ein sogenanntes Erhaltungsgleichgewicht erzielt werden. Dieses stellt sich ein, wenn die Erneuerung von Bauwerken mit der Alterung des Gesamtbestandes an Brücken Schritt hält. Dies wäre der Fall, wenn die Anzahl der kritischen Brücken konstant unter 100 gehalten werden könnte.

Gelingen kann das aus Sicht des Ministeriums aber nur mit neuen Ingenieurstellen. Im nächsten Haushaltsjahr sollen deshalb finanzielle Mittel für zehn zusätzliche Stellen für Brückeningenieure bereitgestellt werden, in den Folgejahren sollen weitere 20 Stellen dazukommen.

◼︎ Schwerlastverkehr hat sich verzehnfacht

Die NLStBV ist für rund 4.800 Brücken zuständig, davon 2.700 an Bundesstraßen, 2.100 an Landesstraßen. Zwei Drittel dieser Brücken sind mit Verkehrslasten aus den 1950er Jahren bemessen; 1954 wog ein Lkw maximal 24 Tonnen, heute 40 Tonnen. Der Schwerlastverkehr hat sich laut Ministerium seitdem mehr als verzehnfacht.

Für dieses Jahr sind rund 110 Millionen Euro für die Erhaltung der Landesstraßeninfrastruktur und den Radwegebau vorgesehen, zuzüglich Nachtragshaushalt "Hochwasser" mit 16 Millionen Euro. 240 Millionen Euro sind es für die Infrastruktur des Bundes. 2023 wurden rund 82 Millionen Euro für die Landesstraßensanierung ausgegeben, 289,4 Millionen Euro für die des Bundes.

◼︎ Intensive Prüfungen

Die Landesbehörde beobachtet, begutachtet und prüft die Brücken. Die Mitarbeiter der Straßenmeistereien begutachten die Brücken zwei Mal im Jahr. Besonders ausgebildete Prüfingenieure prüfen die Bauwerke alle drei Jahre auf ihren Zustand hin. Jeder Unfall, jedes Hochwasser oder jedes andere außergewöhnliche Ereignis zieht sofort eine Sonderprüfung der jeweiligen Brücke nach sich. 

Brücken, die kritische Abnutzung, Schäden wie Korrosion oder Materialermüdung erkennen lassen, werden mehrfach im Jahr begutachtet. Falls erforderlich, reicht diese intensive Überwachung bis hin zur 24-stündigen Dauerüberwachung, so das Ministerium.

 

 

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