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Mehr Mut und Augenhöhe für junge Politikerinnen

100 Jahre Frauenwahlrecht: Politikerinnen berichten von ihren Erfahrungen 

Sie berichteten aus ihrem politischen Alltag und diskutierten über Defizite in der politischen Gleichberechtigung von Mann und Frau: (v.l.) Andrea Schröder-Ehlers, Janine Burkhardt, Ingrid Dziuba-Busch, Gisela Plaschka und Jule Grunau. Foto: privatLüneburg, 26.01.2019 - Bei der ersten Rede einer Frau vor der Weimarer Nationalversammlung am 19. Februar 1919 wurde die SPD-Abgeordnete Marie Juchacz von den anwesenden Herren ausgelacht  – für junge Politikerinnen wie Jule Grunau (Grüne) und Janine Burkhardt (Linke) heute unvorstellbar. Was ihnen aber noch immer begegnet, sei das Gefühl, als junge Frau im politischen Diskurs nicht immer auf Augenhöhe wahrgenommen zu werden. Darüber diskutierten sie mit älteren Politikerinnen aus dem Landkreis.

Über ihre Erfahrungen als politisch engagierte Frauen tauschten sich die jungen Kommunalpolitikerinnen bei der Abschlussveranstaltung zu 100 Jahren Frauenwahlrecht im Museum Lüneburg mit der Landtagsabgeordneten Andrea Schröder-Ehlers (SPD) sowie den Kreistagsabgeordneten Ingrid Dziuba-Busch (CDU) und Gisela Plaschka (FDP) aus. Im Zentrum stand die Frage: Was wurde bisher erreicht und was ist noch zu tun auf dem Weg zur politischen, sozialen und ökonomischen Gleichberechtigung von Mann und Frau.

Einig waren sich die Politikerinnen darin, dass man dringend mehr Lüneburgerinnen für politisches Engagement gewinnen müsse. Die derzeit sinkenden Zahlen in den Parlamenten von der Bundes- bis zur Kommunalebene seien nicht länger akzeptabel. Ein Problem sei hier nach wie vor die schwere Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Politik. Oft herrschten auch noch traditionelle Rollenverteilungen vor und Frauen werde der Rücken nicht im gleichen Maße für politisches Engagement freigehalten wie den Männern, sagte Gisela Plaschka.

Aber auch die Solidarität von Frauen untereinander wurde angesprochen. Sie treffe bei ihrem politischen Engagement immer wieder auf Frauen, die sich gegenseitig unterstützten, berichtete Janine Burkhardt. Diese Solidarität sei enorm wichtig, um für Frauen etwas zu bewegen, betonte auch Ingrid Dziuba-Busch. 

Ein entscheidendes Kriterium für die Gewinnung von Frauen in der Politik sei zudem die aktive Ansprache, betonte Jule Grunau, die selbst so zur Politik kam. Ähnlich erging es Andrea Schröder-Ehlers. Auch sie sei damals angesprochen worden, ob sie sich die Position als Landtagsabgeordnete vorstellen könne. Zwei Jahre leistete Schröder-Ehlers parteiinterne Gremienarbeit, 2008 zog sie in den Landtag ein. Ihr Appell an die Lüneburgerinnen: "Warten Sie nicht, bis Sie angesprochen werden, werden Sie selbst aktiv!"