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Kritischer Blick auf die Deiche

Verband rückt wieder zu jährlichen Herbstdeichschauen aus 

Deichhauptmann Hartmut Burmester (links) und ADV-Geschäftsführer Norbert Thiemann (zweiter von links) führen die Deichschauen im Gebiet des Artlenburger Deichverbandes an. Foto: ADVArtlenburg, 07.10.2016 - Die diesjährigen Herbstdeichschauen im Gebiet des Artlenburger Deichverbandes (ADV) haben begonnen. Bereits gestern führten die vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Kontrollen der Deiche die Mitglieder der Schaukommission unter Leitung des Landkreises Lüneburg an die Elbe. Sie nahmen dort den Abschnitt zwischen Walmsburg und der Kreisgrenze Harburg bei Avendorf unter die Lupe. Am Mittwoch, 19. Oktober, stehen die Schutzdeiche an Ilmenau- und Neetzekanal zwischen Laßrönne und St. Dionys auf dem Programm.

ADV-Geschäftsführer Norbert Thiemann berichtet, dass im Fokus der Deichschau zwischen Walmsburg und Avendorf die Fortsetzung der Reparatur der Hochwasserschäden von 2013 steht. "Wir informieren über den aktuellen Stand", sagt er. Die trockene Witterung der vergangenen Wochen und Monate hat der ADV seinen Worten zufolge optimal genutzt, um weitere Schäden zu beheben. Der Zeitplan sei auch nicht durcheinander gekommen, als nach Absprache mit der Biosphärenreservatsverwaltung Niedersächsische Elbtalaue und der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Lüneburg die Arbeiten an manchen Orten während der Brut- und Setzzeit im Frühjahr eingeschränkt werden mussten. "So konnte etwa der Seeadler in der Vitiko bei Radegast ohne Störung brüten."

3,8 Millionen Euro für Sanierung der Hochwasserschäden

Laut Thiemann schlägt die Sanierung der Hochwasserschäden zurzeit mit insgesamt 3,8 Millionen Euro zu Buche. Ein Teil der Summe ist auch in den Bau der neuen Deichüberfahrten aus Beton gegossen, die bei der Deichverteidigung von Einsatzfahrzeugen und vom ADV für die Pflege der Schutzanlagen benötigt werden. Die Schaukommission macht sich jetzt ein Bild von den neuen Zufahrten, die zum Teil noch in der Bauausführung sind. "Außerdem schaut sie sich die künftigen Standorte für die Sitzbänke auf dem Deich an", sagt er. Diese wurden gemeinsam mit den zuständigen Gemeinden ausgewählt. Hintergrund: Die bisherigen Bänke mussten wegen der Sanierung der Hochwasserschäden weichen. Ehemalige Standorte können nicht wieder genutzt werden, weil nach der Reparatur nicht mehr überall ausreichend Platz auf der Deichkrone ist. Durch die stellenweise Erhöhung der Deiche ist sie schmaler geworden. "Im Frühjahr 2017 soll der Aufbau der Sitzbänke wieder möglich sein."

Bei der Schau der Schutzdeiche an Ilmenau- und Neetzekanal geht es in erster Linie um deren geplanten Ausbau in den kommenden Jahren. Ins Blickfeld der Schaukommission wird vor allem die Baustelle am alten Schöpfwerk in Fahrenholz (Kreis Harburg) rücken. Innerhalb von nur einer Woche wurde dieses vor kurzem abgerissen, weil es nach dem Neubau eines neuen Schöpfwerks durch den Ilmenauverband nicht mehr benötigt wird.

Bahnanbindung musste unterbrochen werden 

"Wir hatten nur ein sehr kleines Zeitfenster", berichtet Heiko Warnecke, Leiter des Geschäftsbereiches Planung und Bau wasserwirtschaftlicher Anlagen beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Lüneburg. Grund für die Eile war, dass für den Abriss die Bahnanbindung an die Chemische Fabrik Bruno Bock in Marschacht unterbrochen werden musste. "Das konnte nur während der einwöchigen Betriebsferien des Unternehmens vonstatten gehen. In dieser Zeit erfolgte der Abriss dann in 24-Stunden-Schichten rund um die Uhr", so Heiko Warnecke.

Die Arbeiten waren eine erhebliche Herausforderung. "Deich und Spundwände am Schöpfwerk mussten für den Abriss unter anderem entfernt und die Bahntrasse auf einer Länge von 50 Metern demontiert werden. Doch inzwischen sind Deich und Schienen wieder hergestellt. Es folgen jetzt noch Restarbeiten."

Bei der letzten Herbstdeichschau dieses Jahres am 1. November im Tidebereich der Elbe zwischen Hoopte und Avendorf begutachtet die Schaukommission das ausgebesserte Deckwerk an den Deichen. "Thema wird aber auch die Deicherhöhung um 40 Zentimeter auf einer Länge von einem Kilometer zwischen Schwinde und Stover Rennbahn im kommenden Jahr sein", sagt Thiemann. Er glaubt aber schon jetzt, dass nach dieser Erhöhung eine weitere folgen wird. "Und zwar dann, wenn die Experten den neuen Bemessungswasserstand für den Tidebereich der Elbe als Folge von Sturmfluten an der Nordsee dem Deichverband vorgelegt haben."