header

Hannover wartet auf die Impfdosen

Gesundheitsministerin weist wegen ausbleibender Lieferungen auf Bund und EU

Hannover, 04.01.2021 - Bei der Diskussion um die Verantwortung für den schleppenden Anlauf der Impfungen gegen das Coronavirus ist Niedersachsens Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) in die politische Offensive gegangen. Wie das Gesundheitsministerium in Hannover heute mitteilte, werden sämtliche in Niedersachsen zur Verfügung stehenden Impfdosen noch in dieser Woche verimpft sein. "Es gibt bundes- und europaweit ein Problem mit der verfügbaren Menge des Impfstoffs, nicht mit der Impfstruktur", machte Gesundheitsministerin Carola Reimann deutlich.

Mit der Infrastruktur, die im Land aufgebaut wurde, könne deutlich mehr verimpft werden, erklärte die Ministerin. Das Problem: Schon am 30. Dezember habe Niedersachsen 15.000 Dosen weniger als angekündigt erhalten, eine Lieferung über 63.000 Dosen sei sogar komplett entfallen. Die nächste Impfstofflieferung für Niedersachsen über 63.000 Dosen wurde vom Bund für den 8. Januar angekündigt. Diese Lieferung war ursprünglich für den 11. Januar avisiert, sie sei jetzt vorgezogen worden. Danach soll erst wieder am 18. Januar Impfstoff eintreffen, heißt es aus dem Ministerium.

Vor diesem Hintergrund sei es nicht vertretbar, alle gelieferten Impfdosen sofort zu verimpfen und auf die Rücklage für die Zweitimpfung zu verzichten, sagte Reimann. Der Impfstoff biete erst nach einer zweiten Impfung, drei bis vier Wochen nach der ersten, den vollständigen Schutz vor Covid-19. Alle medizinischen Studien und auch die Zulassung des Impfstoffs beruhten auf diesen zwei Impfungen pro Person. Reimann weiter: "Wir werden weder eine Wette auf zukünftige Lieferungen des Impfstoffs abschließen noch werden wir uns in Niedersachsen einfach über die Zulassungsbedingungen hinwegsetzen."

Niedersachsen stehe aber ausdrücklich hinter der gemeinsamen Beschaffung des Impfstoffs durch die EU. Ein Wettbewerb unter den EU-Ländern wäre mit den Grundgedanken europäischer Solidarität nicht vereinbar gewesen, sagte die Ministerin.

Insgesamt seienlandesseitig mehr als 50.000 Dosen an die Impfzentren in Niedersachsen ausgeliefert, rund 10.000 stünden in dieser Woche noch für Nachlieferungen bereit. Zudem sollen die drei großen Krankenhäuser der Maximalversorgung (Medizinische Hochschule Hannover, Universitätsmedizin Göttingen und Klinikum Braunschweig) am Mittwoch eine erste Lieferung des Impfstoffs erhalten, um das besonders gefährdete Personal vor Ort zu impfen.

Die Ministerin bittet vor allem die hochbetagten Menschen, die nicht in einem Alten- oder Pflegeheim leben, noch um Geduld: "Ich habe großes Verständnis für den Wunsch nach einer zügigen Impfung. Allein in Niedersachsen leben 800.000 Menschen, die nach der Priorisierung schon heute impfberechtigt sind. Knapp die Hälfte aller Todesfälle in Zusammenhang mit dem Virus sind jedoch in den Alten- und Pflegeheimen zu beklagen. Angesichts der massiven Knappheit des Impfstoffs legen wir unseren Schwerpunkt deshalb ganz bewusst auf die Bewohnerinnen und Bewohner sowie die Beschäftigten in diesen Einrichtungen. Dazu sind in allen Landkreisen und Städten mobile Impfteams im Einsatz." Der "limitierende Faktor" aber bleibe der Impfstoff.