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Ruhetage und Modellvorhaben

Wie Niedersachsen der Pandemie entkommen will

Noch wird es wohl einige Zeit dauern, bis diese Schilder aus dem Stadtbild wieder verschwunden sind. Foto: LGheuteHannover, 23.03.2021 - Noch ist unklar, was genau der nächtliche Beschluss der Bund-Länder-Konferenz gestern zur Eindämmung der Corona-Pandemie für Niedersachsen und damit für den Landkreis Lüneburg bedeutet. Klar ist aber schon jetzt: Der Lockdown wird bis zum 18. April verlängert, über Ostern sollen zusätzlich durch zwei "Ruhetage" Kontakte weitgehend vermieden werden. Wie es danach weitergehen soll, hat Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil heute skizziert. 

Ab Mitte April werde genug Impfstoff vorhanden sein, um wöchentlich bundesweit 3,5 Mio. Menschen zu impfen. Bis zum Sommer sollen dann alle Menschen geimpft sein, die sich impfen lassen wollen, ist Ministerpräsident Weil überzeugt. Und weiter: "Nach Ostern werden konsequent 40 Prozent der Menschen zweimal wöchentlich getestet, damit verbunden ist ein deutlicher Gewinn an Sicherheit vor einer unkontrollierten Ausbreitung des Coronavirus." Durch die regelmäßigen Testungen großer Teile der Bevölkerung im Bildungswesen und im Arbeitsleben sollen Infektionen frühzeitig aufgespürt und Infektionsketten unterbrochen werden. Ein konsequentes Testregime werde die Infektionszahlen nach und nach spürbar senken.

◼︎ Freiheit durch mehr Testungen

Gleichzeitig soll im Rahmen von Modellvorhaben durch gezieltes Testen der Zugang zum Einzelhandel und zur Gastronomie, zu Kultur- und Sportveranstaltungen geöffnet werden. Durch aktuelle Negativtests könnten sichere Zonen geschaffen werden, in denen Menschen Angebote "angstfrei" wahrnehmen sollen. "Testungen helfen so, Freiheitsrechte wieder wahrzunehmen."

Der Preis für all das: Fünf Tage harter Lockdown über Ostern, Geschäfte sollen von Gründonnerstag bis einschließlich Ostermontag geschlossen werden. Der Lebensmittelhandel im engeren Sinne wird am Ostersamstag geöffnet. Unternehmen sollen nicht produzieren, zur Arbeit darf nur gehen, wer absolut systemrelevant ist. Das öffentliche Leben in Deutschland und die direkten zwischenmenschlichen Kontakte sollen auf das absolute Mindestmaß zurückgefahren werden. Eine kurze aber konsequente Phase des Stillstands könne dazu führen, die Dynamik der Infektionswelle zu brechen und zu dämpfen. "Es geht darum, das Infektionsniveau zu begrenzen bis die Teststrategie greift."

Vereinbart worden seien auch zusätzliche Wirtschaftshilfen des Bundes für besonders belastete Branchen, die seit langem geschlossen sind. Weil: "Ich gehe davon aus, dass insbesondere auch Hotels und Gaststätten davon profitieren werden."

◼︎ Auch die Wirtschaft soll testen 

Weil will die Ruhezeit über Ostern für den Aufbau eines "ambitionierten und tragfähigen Testregimes" nutzen. Und er verspricht: "Niedersachsen wird vorbereitet sein: Nach Ostern sollen alle Schülerinnen und Schüler zweimal pro Woche getestet werden können. Auch in den Unternehmen werden die Testkapazitäten ausgebaut." Dazu will Weil die Wirtschaft mit in die Pflicht nehmen: "Ich bin zuversichtlich, dass die niedersächsische Wirtschaft sich dieser verantwortungsvollen Aufgabe stellen und alles daransetzen wird, die in Präsenz arbeitenden Beschäftigten zweimal wöchentlich zu testen."

Weil appelliert nicht nur an die Bürger, vorerst auf Kontakte und vermeidbare Mobilität zu verzichten, er sagt auch: "Ich betrachte den harten Lockdown über Ostern als eine Durchbrechung der zermürbenden Spirale von immer neuen Schließungen und zaghaften Lockerungen."