Sehenswerte Ausstellung im Museum Lüneburg und hoher Besuch im Rathaus
Lüneburg, 04.05.2025 - "Wer sind die und was wollen die?" Diese Worte soll Generalfeldmarschall Bernard Montgomery zu seinem Adjutanten gesagt haben, als die deutsche Wehrmachts-Delegation um Generaladmiral Hans-Georg von Friedeburg am 3. Mai 1945 auf dem Timeloberg bei Wendisch Evern erschien, um mit dem Befehlshaber der alliierten Streitkräfte über eine Teil-Kapitulation zu verhandeln. Verhandelt wurde allerdings nichts mehr, einen Tag später, am 4. Mai, unterzeichnete die Delegation um 18.30 Uhr die bedingungslose Teil-Kapitulation. Spannende Fakten wie diese gab es heute im Museum Lüneburg zu hören und zu sehen. Und im Rathaus der Stadt erinnerte hoher Besuch an den historischen Tag heute genau vor 80 Jahren.
Wie einen Live-Mitschnitt zeichnete Dr. Ulfert Tschirner, Kurator der Sonderausstellung "Surrender 45 – Lüneburg im Fokus der Weltöffentlichkeit", die von heute an im Museum Lüneburg gezeigt wird, die 48 Stunden nach, in denen die Wehrmachts-Delegation noch zu retten versuchte, was nicht mehr zu retten war. Das Ende Nazi-Deutschlands war militärisch längst besiegelt, nun galt es nur noch, Zeit zu gewinnen und den Rücken im Westen frei zu haben, um der bedrückenden Übermacht der im Osten Deutschlands anrückenden Russen noch für ein paar Tage Widerstand leisten zu können.
◼︎ Faktenkundige Führung mit beeindruckenden Dokumenten
Auch wenn Montgomery alle Bemühungen der Delegation um Erleichterungen ausschlug und auch die Übernahme von rund einer Million Kriegsgefangenen ablehnte, gänzlich erfolglos waren General Hans-Georg von Friedeburg, General Eberhard Kinzel, Konteradmiral Gerhard Wagner und Oberst Fritz Poleck, die am Ende die Kapitulationsurkunde auf dem Timeloberg unterzeichneten, dann doch nicht. Denn Montgomery akzeptierte letztlich wohl stillschweigend, dass an die hunderttausend Soldaten als Kriegsgefangene aufgenommen wurden. Für sie, und das wusste auch das nach dem Selbstmord von Adolf Hitler am 30. April auf Großadmiral von Dönitz übergegangene Wehrmachtskommando, war alles war besser, als in russische Gefangenschaft zu geraten.
Außerordentlich faktenkundig berichtete Tschirner von alldem und zahlreichen weiteren Geschehnissen heute in der ersten öffentlichen Führung durch die Sonderausstellung, die mit zahlreichen Dokumenten und vielen Filmsequenzen die Stunden zwischen dem Ankommen der Delegation in der Villa Möllering in Häcklingen und der Unterzeichnung der Kapitualtionsurkunde auf dem Timeloberg nachzeichnet – ein Ereignis, das damals weltweite Beachtung fand, wie die von dem Lüneburger Chronisten Hajo Boldt zusammengetragenen und ausgestellten Zeitungsausschnitte aus aller Welt belegen. Eine wirklich lohnende Ausstellung.
◼︎ "Enkel vom Timeloberg" gemeinsam in Lüneburg
Begrüßenswert auch, dass Lüneburg nach jahrzehntelanger Gleichgültigkeit diesen wahrlich nicht unbedeutenden Akt der jüngeren deutschen Geschichte heute doch noch würdigte. Mit einem Festakt im Fürstensaal des Rathauses hat die Stadt "an die Befreiung vom Nationalsozialismus" erinnert, wie es heute stets heißt. "Befreiung" aber war ganz sicher nicht das Kernziel der Alliierten, für sie galt es vielmehr, Deutschland als wirtschaftliche und militärische Übermacht in Europa niederzuringen.
Als besondere Gäste waren die Enkel von Generalfeldmarschall Montgomery und Generadmiral Hans-Georg von Friedeburg angereist: Die Nachfahren Christoph von Friedeburg sowie Lady Stuart-Smith und Lord Montgomery trugen sich beim Empfang im Rathaus in das Goldene Buch der Stadt ein.
Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch erinnerte in ihrer Rede an die Verantwortung der heutigen Generation, diesen Frieden zu wahren. Lord Montgomery zeigte sich zuversichtlich, dass die Botschaft "never again" auch künftig von Generation zu Generation weitergegeben werde. Die Historikerin und Leiterin der Museums Lüneburg, Prof. Heike Düselder, brachte die Worte in Erinnerung, die Generalfeldmarschall Montgomery damals an seine Soldaten richtete: "Let us now win the peace."
Die Sonderausstellung im Museum Lüneburg ist noch bis zum 2. November zu sehen (LGheute berichtete).