08.08.2025 - Eigentlich ist er mit seinen 59 Jahren noch zu jung, um nicht mehr mitmischen zu wollen. Immerhin bringt es Friedrich Merz als gerade erst gewählter Kanzler auf 69 Jahre, und auch Donald Trump will es mit seinen 79 Jahren noch einmal vier weitere Jahre machen. Doch Böther scheint einen Instinkt dafür zu haben, wann es richtig, den Staffelstab an einen anderen zu übergeben. Gesundheit ist nun mal ein hohes Gut, über das nicht gut zu verhandeln ist. Seine Entscheidung verdient daher durchaus Respekt, erst recht ein Jahr vor der anstehenden Neuwahl des Landrats. Womit das eigentliche Problem beschrieben ist.
Wer soll kommen, wenn Böther als Landrat nicht mehr antritt? Darum wird es in den kommenden Monaten im Landkreis gehen. Vor allem die CDU ist da gefragt, schließlich sollte sie das mit Hilfe ihres prominenten und in weiten Kreisen respektierten Parteimitglieds Böther errungene Mandat nicht so schnell wieder aus der Hand geben wollen, das man der SPD zuletzt abgetrotzt hatte. Und Böther hat sich in seiner Amtszeit als Landrat wacker geschlagen, auch wenn der Haushalt tief abgerutscht ist und sein Kern-Anliegen Elb-Brücke zuletzt an Schwung verloren hat, da der für Ende 2024 angekündigte Planfeststellungsbeschluss noch immer nicht vorliegt.
Mit einem Nachfolger tut sich die CDU deshalb auch spürbar schwer. Man begebe sich auf die Suche "nach einer geeigneten Kandidatin oder einem geeigneten Kandidaten für die nächste Landratswahl", teilte die Lüneburger Kreis-CDU kurz nach Bekanntwerden von Böthers Entscheidung mit. Das ist nicht nur die übliche Pflichtmitteilung in solchen Situationen, sie kann in diesem Fall auch zweierlei bedeuten: Entweder, dass man von der Entscheidung überrascht ist, oder dass man nur so tut als ob, um Böther nicht ausgerechnet in diesem Moment zu kompromittieren, indem man flux einen neuen Kandidaten präsentiert, so als hätte man nur auf seinen Abgang gewartet.
Beide Varianten sind zwar möglich, realistisch ist aber nur die erste. Denn die CDU dürfte darauf gesetzt haben, noch einmal mit Böther ins nächste Rennen ums Landratsamt gehen zu können. Nicht nur wegen seines noch akzeptablen Alters, sondern auch mangels aussichtsreicher Alternativen. Denn der CDU geht es wie den anderen Parteien: Sie haben nichts Vorzeigbares.
Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Böther will nicht erneut antreten"