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Al Capone lässt grüßen

06.04.2022 - Wer Wirtschaftsunternehmen finanziell unter die Arme greift, bekommt, wenn alles gut geht, den Einsatz meist in Form zusätzlicher Steuereinnahmen zurück. Das ist die Grundidee, die hinter entsprechenden Förderprogrammen steckt, die jedes Bundesland im Portfolio hat. Aus gutem Grund: Schließlich wäre mit dem Verlust eines Unternehmens nicht nur der Verlust der Arbeitsplätze dieses Unternehmens verbunden, sondern auch die an diesen hängenden. Doch die Drohung, den Firmensitz zu wechseln, wenn nicht gezahlt wird, löst eher Assoziationen an die Mafia aus als Gefühle der Nächstenliebe.

Lüneburg ist attraktiv, das wissen nicht nur die Rote-Rosen-Fans. Die Stadt hat ja auch einiges zu bieten: ein breites Kulturleben, zahlreiche Gastronomiebetriebe, ausreichend Kita-Plätze, vier Gymnasien, jede Menge Sportvereine, viel Natur ringsum und: eine eigene Universität und Hamburg vor der Tür.

Gerade Letzteres ist für Unternehmen, die sich auf Webdesign, Marketing und Software-Entwicklung und damit in erster Linie auf junge Arbeitnehmer (mit Familienabsichten) ausgerichtet haben, ein wichtiges Pfund. Die hippe, aber sündhaft teure Elbmetropole ist lediglich eine halbe Stunde Bahnfahrt entfernt, die Uni sorgt nicht nur für ein quirliges Stadtleben, sondern auch für nicht versiegende Nachwuchskräfte, die in dem Marktsegment ohnehin schwer zu bekommen sind. Klar, auch hier sind die Mietpreise gestiegen, aber sie sind immer noch günstiger als in Hamburg.

Diese Vorteile muss woanders erstmal finden, wer damit droht, seinen Firmensitz zu wechseln, falls die geforderten Fördermittel nicht fließen. Denn 800.000 Euro für ein florierendes Unternehmen, das expandieren will, also meint, gut im Geschäft zu sein, sind eine Menge Geld. Dies sollten Politiker, die sich gern mit der Vergabe von Steuergeldern schmücken, im Hinterkopf haben. Vor allem in Vor-Wahlkampfzeiten, in denen ein solches Gebaren häufig ein Geschmäckle hinterlässt.

Ein Kommentar von Ulf Stüwe
zum Beitrag "Geldsegen aus Hannover"