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Wie sicher wird die neue Notunterkunft?

Landkreis und Polizei stellen sich kritischen Fragen der Scharnebecker

Erste Kreisrätin Yvonne Hobro und Landrat Jens Böther stellten sich den Fragen der Scharnebecker. Foto: Landkreis LüneburgScharnebeck, 15.10.2023 - Dauerhaft 180 Flüchtlinge an einem Ort konzentriert inmitten von Scharnebeck – geht das gut? Diese Frage stand wie eine Wand im Raum bei dem Info-Abend im Scharnebecker Schulzentrum, zu dem der Landkreis Lüneburg eingeladen hatte. Anlass war dessen Entscheidung, dort eine neue Notunterkunft für Flüchtlinge einzurichten. Welche Bedeutung das Thema Sicherheit hat, zeigte sich auch durch die Teilnahme der Polizei an dem Abend.

"Wir richten zunächst rund um die Uhr einen Sicherheitsdienst ein, der auch eine Kontaktnummer für die Nachbarschaft bereithält", bemühte sich Erste Kreisrätin Yvonne Hobro die Sorgen der Scharnebecker aufzunehmen und abzufedern. "Außerdem legen wir Wert auf eine engmaschige Betreuung durch sozialpädagogisches Personal."

Rund 350 Bürger waren am vergangenen Montag zu der Veranstaltung gekommen, ein deutliches Zeichen für die Brisanz des Themas. Wie berichtet, soll in den kommenden Monaten das Gebäude nach mehreren Jahren Leerstand zunächst wiederhergerichtet werden. Voraussichtlich im dritten Quartal 2024 sollen dann bis zu 180 Flüchtlinge aufgenommen werden. Die Gemeinschaftseinrichtung soll dann die bisherige Notunterkunft und erste Anlaufstelle in Sumte im Amt Neuhaus ablösen.

◼︎ Messerstecherei auf dem Schulhof

Doch die Zweifel vieler Scharnebecker, dass die Aufnahme so vieler Flüchtlinge ohne Probleme vonstatten gehe, ist groß. Schließlich hatte Scharnebeck 2015 und 2016 schon einmal in dem früheren Krankenhaus Flüchtlinge aufgenommen und verbindet damit nicht nur gute Erinnerungen. So habe es im Schulzentrum eine Messerstecherei gegeben, Mädchen seien auf dem Schulhof von männlichen Flüchtlingen angesprochen worden, außerdem habe es mehrfach Partys auf dem Sportplatz gegeben, wie die "Landeszeitung" berichtete. 

Wie konfliktträchtig die Situation ist, zeigt sich auch daran, dass die künftige Notunterkunft direkt an das Schulzentrum grenzt. Die Leiterin der Polizeiinspektion für Lüneburg, Uelzen und Lüchow-Dannenberg, Stefanie Lerche, die an dem Abend teilnahm, bemühte sich um Entspannung: "Die Kriminalitätsrate in Scharnebeck ist durch die Unterkunft zwischen 2015 und 2020 nicht gestiegen, das wird auch jetzt so sein." Gleichwohl werde die Polizei verstärkt Streife fahren "und einen engen Kontakt mit der Einrichtungsleitung pflegen – und im Notfall sind wir sehr schnell vor Ort".

◼︎ "Viele gute Erfahrungen gesammelt"

Anliegen des Landkreises sei es gewesen, mit dem Info-Abend die Bevölkerung in Scharnebeck "möglichst frühzeitig zu informieren" und über die Pläne aufzuklären, wie es aus dem Kreishaus hieß. Was einige Scharnebecker aber anders sehen, da die Entscheidung für den Ort ja bereits zuvor gefallen war. Landrat Jens Böther jedenfalls zeigte sich erleichtert, das Gebäude in Scharnebeck nutzen zu können. "Mit der zentralen Lage im Kreisgebiet und vielen Ehrenamtlichen aus dem Ort haben wir zwischen 2015 und 2020 viele gute Erfahrungen gesammelt." Von Scharnebeck aus werden die Flüchtlinge üblicherweise jeweils nach kurzer Zeit weiter in längerfristige Unterkünfte der Kommunen ziehen, verteilt auf den gesamten Landkreis Lüneburg.

Bereits in der Informationsveranstaltung meldeten sich erste ehrenamtliche Helfer zu Wort, die Angebote für die Flüchtlinge schaffen möchten. Bereits von 2015 bis 2020 hatte es ein reges ehrenamtliches Engagement rund um die damalige Unterkunft gegeben. Eine Teilnehmerin blickte optimistisch auf das Kommende: "Ich habe die Geflüchteten damals als sehr dankbare Menschen erlebt, die sich schon über ein Lächeln und ein Gespräch freuen. Das Miteinander war sehr offen. Wer Hilfe angeboten hat, wurde schnell eingebunden." Sie erntete damit viel Applaus.

Landrat Böther kündigte an, die Scharnebecker noch vor Ankommen der ersten Flüchtlinge erneut einzuladen und ihnen zu zeigen, wie die Menschen dann untergebracht werden.