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Von "abstrus" bis "inakzeptabel"

Stimmen der Politik zu den Ausbauplänen der Bahn

Lüneburg, 17.02.2021 - Die Reaktionen aus der Lüneburger Politik auf die Pläne der Bahn zum Ausbau der Bestandsstrecke Hamburg-Hannover im Bereich Lüneburg (LGheute berichtete) kamen prompt. In einem sind sie sich einig: die Pläne werden abgelehnt und mal als "inakzeptabel", "abstrus" oder auch "nicht umsetzbar" bezeichnet. Bei der Alternative dazu aber gehen die Vorstellungen schon wieder auseinander.

◼︎ Die CDU

Der CDU-Bundestagsabgeordnete für Lüchow-Dannenberg und Lüneburg, Eckhard Pols, kritisiert die Pläne als "inakzeptabel": "Die Planungen der Deutschen Bahn zeigen in aller Deutlichkeit, dass sowohl ein Ausbau der Bestandsstrecke quer durch die historische Hansestadt Lüneburg als auch die bestandsnahe Umfahrung Lüneburgs mit gravierenden Eingriffen in das Leben der Menschen, in das Stadtbild und in die Natur verbunden sind. Damit sind weder die eine noch die andere Variante zumutbar.
Umso wichtiger ist es, dass die Region jetzt endlich eine klare einheitliche Position zum Bahnprojekt einnimmt. Wir sitzen alle im gleichen Boot! Der Landkreis Lüneburg ist zu dicht besiedelt, als dass hier eine Bahntrasse ausgebaut oder gar neugebaut werden könnte. 
In diesem Zusammenhang müssen sich die Grünen ehrlich machen und bekennen. Sie müssen sagen, ob sie immer noch für den Bestandsstreckenausbau bzw. die enge Umfahrung Lüneburgs sind. Die Zeit des Wegduckens und der Märchenerzählerei ist endgültig vorbei – es geht um ganz praktische Politik, in deren Mittelpunkt das Wohl der Bürgerinnen und Bürger zu stehen hat.
Ich bekräftige meine Überzeugung, dass eine Bahnstrecke entlang der A 7 die beste Variante wäre – und zwar für Mensch und Natur. Ich fordere die Bahn eindringlich auf, nun endlich ernsthaft die A7-Variante in ihre Überlegungen einzubeziehen."

◼︎ Die SPD

"Es ist abstrus, was die DB AG hier als erste Trassenvarianten unterbreitet hat. Eine Vergeudung von Planungsmitteln. Nicht einmal schon beschlossene Baugebiete wurden berücksichtigt. Diese Vorschläge haben auch nichts mehr mit den Vorgaben des Bundesverkehrswegeplans zu tun. Wenn die Bahn aber Neubaustrecken plant, dann braucht es endlich ein ordentliches Raumordnungsverfahren. Wir erwarten von der DB zukünftig Vorschläge, die man ernsthaft diskutieren kann und die nicht das Potential haben, die Region zu spalten. Die Veranstaltung gestern war vergeudete Zeit“, erklärten die Vorsitzenden der SPD-Lüneburg Hiltrud Lotze und Carl Niederste Frielinghaus sowie die Vorsitzende des SPD-Kreisverbandes Andrea Schröder-Ehlers, und weiter: "Auch die Vorschläge aus der Vieregg-Studie sind absolut unrealistisch. Das komplette ZOB würde verschwinden und es gäbe riesengroße Konflikte mit der angrenzenden Wohnbebauung."
Schröder Ehlers bezeichnete die Pläne der Bahn als "Wunschträume und Maximalforderungen", die mit der im Bundesverkehrswegeplan verankerten Variante nichts mehr gemein habe. Wenn die Bahn schon eine Neubautrasse plane, "dann sollte besser die ursprüngliche Y-Trasse wieder in den Blick genommen werden", sagte Schröder-Ehlers gegenüber LGheute. Die Lüneburgerin hatte sich bislang für den Ausbau der Bestandsstrecke eingesetzt.

◼︎ Die Grünen

Detlev Schulz-Hendel, Landtagsabgeordneter der Grünen, sagt: "Dieser Vorschlag ist nicht umsetzbar und bindet Zeit und Arbeitskraft, die bei der DB für sinnvolle Planungen für das Schienennetz hätten genutzt werden können. Es muss doch nun endlich mal darum gehen, einen dreigleisigen Bestandsausbau auf den Weg zu bringen und die entsprechenden Variantenprüfungen zum Abschluss zu bringen. Von Maschen bis Lüneburg 3 plus, das heißt viergleisig dort, wo es möglich ist, ansonsten Dreigleisigkeit. Im Bereich Lüneburg Ausbau und Optimierung des Knotens, zum Beispiel, die Nutzbarkeit aller Gleise für eine Befahrung aus Richtung Hamburg und Richtung Hannover herzustellen.
Sein Lüneburger Parteikollege und Fraktionsvorsitzender im Stadtrat Ulrich Blanck ergänzt: "Hier zeigt sich, wie wichtig es gewesen wäre, den vom Rat der Stadt Lüneburg 2014 beschlossenen Grüngürtel West planungsrechtlich durch Landschaftsschutz abzusichern. Aber gerade dafür hat sich Herr Mädge nicht eingesetzt, sondern munter mit seinen Planungen zum Digital Campus erst das Fenster geöffnet für solche Überlegungen der DB."