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"Ein politischer Rohrkrepierer"

Landrat Böther reagiert empört über Verzögerung bei Erstimpfungen und wittert politische Absichten

Im Corona-Impfzentrum in Lüneburg dürfte es in den kommenden Wochen etwas ruhiger werden, da nicht ausreichend Impfstoff bereitsteht. Foto: LGheuteLüneburg/Hannover, 14.05.2021 - Wegen unregelmäßiger Lieferungen von Corona-Impfstoffen der Firmen Biontech/Pfizer und Moderna wird es Medienberichten zufolge vorerst keine Erstimpfungen mit diesen Wirkstoffen geben. Bis Juli soll das Corona-Impfzentrum in Lüneburg fast nur noch Zweitimpfungen durchführen, so hat es das Land Niedersachsen in dieser Woche angeordnet. Landrat Jens Böther reagiert mit deutlicher Kritik.

"Im Klartext heißt das: Die Menschen in Priorität 3 müssen warten, weil Bund und Land den Impfstoff lieber pauschal an die Ärzteschaft geben als auf gut eingespielte und transparente Strukturen in den Corona-Impfzentren zu setzen", klagt Böther. Doch damit nicht genug: Er vermutet hinter dieser Maßnahme "politische Kräfte, die Impfzentren möglichst schnell einzustampfen", wie es in einer Mitteilung der Kreisverwaltung heißt. Für Böther sei dies ein "großer Fehler", schließlich müsse Deutschland seine Impfkapazitäten ausweiten statt abzubauen.

Böther ist verärgert, weil die Länder in den nächsten Wochen kaum noch Impfstoff für neue Erstimpfungen erhalten sollen. Zwar stehen dem Landkreis Lüneburg eigenen Angaben zufolge noch 17.380 Dosen für die nächsten drei Wochen zur Verfügung, davon seien aber 15.950 fest für Zweitimpfungen verplant. Währenddessen stehen rund 10.000 Impfberechtigte allein der Prioritätsgruppen 1 und 2 in Lüneburg weiterhin auf der Warteliste, insgesamt seien es 11.800. In ganz Niedersachsen seien es fast 600.000, täglich kommen neue Impfwillige hinzu.

Seinem Ärger über das Nichteinhalten der Impfversprechen von Bund und Land macht Böther daher auch Luft: "Das ist ein politischer Rohrkrepierer.“ Dass Bürger nun erneut warten sollen, sei für diese eine "Zumutung" und "so nicht hinnehmbar". 

Laut Böther wären nun eigentlich auch Polizei und kritische Infrastruktur mit den Impfungen an der Reihe, doch die müssten nun ebenfalls warten. "Aus meiner Sicht ein Unding", kritisiert der Landrat. Auch Impfungen in sozialen Brennpunkten wie Kaltenmoor würden durch die jetzigen Planungen von Bund und Land massiv erschwert.