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Kreis versucht sich an Schadensbegrenzung

Personen mit Corona-Verdacht sollen sich testen lassen können – Andernorts ist man bereits weiter 

Das Gesundheitsamt will sich wieder stärker in die Vermittlung von den Corona-Tests einbringen. Ob das ausreichen wird, um die zunehmende Ausbreitung zu verhindern, ist indes fraglich. Foto: LGheuteLüneburg, 16.12.2020; Update 20.12.2020 - 65 infizierte Bewohner, 27 infizierte Mitarbeiter, acht Todesfälle. Das war der aktuelle Corona-Stand im Posener Altenheim in Lüneburg am vergangenen Wochenende. Jetzt fällt dem Landkreis auf, dass schnelles Handeln für Menschen, die im medizinischen Bereich und in der Pflege arbeiten, "besonders wichtig" ist, wie die Kreisverwaltung heute per Pressemitteilung verkündete. Weil Zeit ein wichtiger Faktor für die Infektionsbekämpfung sei, sollen Personen mit Corona-Verdacht nun "so schnell wie möglich" getestet werden können. 

Ab sofort vermittelt das Gesundheitsamt daher wieder Testtermine für Kontaktpersonen von Covid-19-Patienten, heißt es in der Mitteilung. Das Angebot richtet sich vor allem an Berufstätige aus Medizin, Pflege und Einrichtungen sowie Menschen aus deren Umfeld. Im ersten Schritt sollen sich Betroffene – ob mit oder ohne Symptome – an das Corona-Bürgertelefon unter 04131-26-1000 wenden. 

◼︎ "Bei Bedarf" wird Termin vermittelt

Gemeinsam werde mit dem Anrufer die Situation dann durchgegangen: Wie war der Kontakt? Ist bereits eine Quarantäne ausgesprochen? Gibt es Symptome und wenn ja, seit wann? Gleichzeitig werden Daten abgefragt, die später bei der Nachverfolgung helfen könnten. Auf Grundlage dieses Gesprächs sollen dann weitere Schritte eingeleitet werden. Personen ohne Symptome können unter bestimmten Voraussetzungen im Testzentrum abgestrichen werden. Wenn der Betroffene typische Covid-19-Symptome aufweist, vermittelt das Bürgertelefon bei Bedarf einen Termin in einer Arztpraxis.

"Durch das Gespräch können wir frühzeitig erkennen, ob im Umfeld jemand besonders gefährdet ist und Vorsichtsmaßnahmen ergreifen", sagt Yvonne Hobro, Fachbereichsleiterin Soziales. Dies sei gerade im Zusammenhang mit gefährdeten Einrichtungen wie Pflegeheimen, Arztpraxen, Kliniken, Kitas und Schulen sehr wichtig. 

"Unser Ziel ist es, die Infektionsketten sofort zu durchbrechen. Das gelingt uns nur, wenn wir konsequent alle engeren Kontakte so schnell wie möglich unter Quarantäne stellen und herausfinden, ob auch sie infiziert sind. Wir müssen vor die Lage kommen", sagt Hobro.

◼︎ Andere Städte können es besser

Warum der Landkreis dennoch so lange abwartete und erst jetzt aktiv wird, ist schwer nachvollziehbar. Denn die Situation in den Pflegeheimen spitzte sich schon vor Wochen zu. Andernorts wie in Tübingen ist man längst dazu übergegangen, durch gezielte Strategien das Virus gar nicht erst in die Einrichtungen kommen zu lassen.  

Doch auch jetzt bleiben die Verantwortlichen offenbar lieber passiv. Denn noch immer komme es vor, dass mehrere Tage bis zum Testtermin vergingen und das Gesundheitsamt erst im Nachhinein per positivem Testergebnis von dem Kontakt erfahre, wie die Kreisverwaltung berichtet. Und weiter: "Wenn Betroffene dann noch bei der Arbeit waren, kann es zu spät sein", warnt die Fachbereichsleiterin und bittet: Wer Kontakt zu einer positiv getesteten Person hatte, möge sich möglichst absondern und sich beim Landkreis melden. "Wir klären dann weitere Schritte ab." 

Vielleicht wäre es besser, einfach mal in Tübingen anzurufen. Dort hat es bislang in den Senioren- und Pflegeheimen noch nicht einen einzigen Covid-19-Fall gegeben.

◼︎ Todesfälle nehmen im Landkreis weiter zu

In Lüneburg hingegen musste die Kreisverwaltung heute neben dem Posener Altenheim noch in zwei weiteren Senioren- und Pflegeeinrichtungen Quarantäne-Maßnahmen anordnen: im Haus Tetzlaff in Bleckede und für die Tagespflege im Haus Niedersachsen in Deutsch Evern. Außerdem sind heute drei weitere Todesfälle im Zusammenhang mit Corona gemeldet worden, die vermutlich ebenfalls Senioren- und Pflegeeinrichtungen zuzuschreiben sind. Angaben machte die Kreisverwaltung dazu nicht.