Elbfähre "Tanja" kann wegen Niedrigwasser weiterhin nicht fahren – Wirtschaft fordert Politik zum Handeln auf
Lüneburg, 02.07.2025 - 50 Tage waren es gestern, seit die zwischen Neu Darchau und dem Amt Neuhaus verkehrende Elbfähre außer Betrieb ist. Grund ist das anhaltende Nierdrigwasser der Elbe, das eine Fahrt der Fähre von der Lauenburger Werft nach Neu Darchau verhindert. Für die regionale Wirtschaft ist das "mehr als nur ein logistisches Ärgernis", kritisieren die Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW) und die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. Es seien 50 Tage voller Umwege, Verspätungen, abgesagter Termine. Beide Kammern fordern nun entschlossenes Handeln der Politik.
Für die IHKLW und die Handwerkskammer mache der lange Ausfall der Fähre deutlich, dass der Bedarf für eine feste Elbquerung "so deutlich wie nie zuvor" sei. "Diese Situation ist für die Unternehmen und Mitarbeitenden kaum noch tragbar. Unsere Region hat ein offensichtliches Infrastrukturdefizit. So entwickeln sich keine gleichwertigen Lebensverhältnisse und Standortbedingungen in unserer Region", sagt IHKLW-Hauptgeschäftsführer Michael Zeinert.
Laut Matthias Steffen, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade, ist klar: "Der Fährausfall beweist einmal mehr den dringenden Bedarf für die Elbbrücke. 50 Tage ohne Fährverbindung – das ist ein Zustand, der wirtschaftlich wie gesellschaftlich nicht länger akzeptabel ist.“
Die Politik auf Landes- wie auf Bundesebene sei deshalb nun gefordert. Die neue Bundesregierung müsse ihre Zusagen zur Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren endlich in die Tat umsetzen. Das würde Infrastrukturprojekte wie den Brückenbau nicht nur deutlich schneller voranbringen, sondern auch zeigen, dass der Staat handlungsfähig ist.
Gleichzeitig richten Steffen und Zeinert den Appell an die niedersächsische Landesregierung: "Der Brückenbau in Neu Darchau darf nicht über das neue Landesraumordnungsprogramm ausgehebelt werden. Die Landesregierung muss endlich geschlossen hinter diesem Projekt stehen." Wie berichtet, will die Landesregierung in ihrem neuen Raumprogramm ein dauerhaftes Fährkonzept festschreiben.
Auch zur Finanzierung liefern die Kammern einen konkreten Vorschlag. Zeinert: "Das Land kann seinen Anteil an den Baukosten über mehrere Jahre aus Mitteln des kommunalen Straßenbaus stemmen – wenn der politische Wille da ist." Doch aus Hannover ist davon bislang nichts zu hören. Auch Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) schweigt zu dem Dauerausfall der dringend benötigten Verbindung über die Elbe. Von ihr stammt die Idee des dauerhaften Fährkonzepts.
Für die Kammern gehe es im Kern darum: Um eine zuverlässige, wetterunabhängige Elbquerung für alle. "Die Brücke in Neu Darchau ermöglicht eine konstante Verbindung für Unternehmen, Fachkräfte, Schüler, Auszubildende und Touristen – ob mit Auto, Bus oder Fahrrad. Es wird Zeit, dass endlich der Grundstein gelegt wird", so Steffen.
◼︎ Brücken-Gegner setzen auf Niedrigwasser-Fähre
In Erklärungsnot kommen unterdessen auch die Brücken-Gegner aus Neu Darchau. Der seit 50 Tagen anhaltende Ausfall der Fähre sei "sehr ärgerlich". Allerdings weniger wegen der Erschwernisse für die Nutzer der Fähre, sondern, weil die "nachvollziehbaren und verkehrlichen Unpässlichkeiten" nach Einschätzung der Bürger-Initiative (BI) "Ja zur Fähre - Nein zur Brücke" durchaus das Potenzial habe, "allgemeine Empörung über die nicht vorhandene Elbbrücke zu mobilisieren". Neue Argumente für den Bau der Brücke ergeben sich nach Auffassung der BI indessen aus den auf Dauer erwartbaren Niedrigwasserständen "als Folge der menschengemachten Erderhitzung" jedoch nicht.
◼︎ Dazu bisher auf LGheute:
- 01.05.2024: Der nächste große Schritt
- 04.09.2023: Wettlauf gegen die Zeit
- 24.08.2023: Kommt jetzt das Brücken-Aus?