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Brücken-Zustimmung mit Vorbehalt

Hannover legt sich bei der geplanten Elbquerung bei Neu Darchau noch nicht fest

Immer wieder fällt die Elbfähre in Neu Darchau aus, zuletzt waren es 77 Tage in einem Stück. Foto: LGheuteNeu Darchau, 13.08.2025 - Ist Hannover nun doch für den Bau der geplanten Elbbrücke bei Neu Darchau? Wer die Berichte über die Veranstaltung der Brücken-Freunde mit dem niedersächsischen Staatssekretär Matthias Wunderling-Weilbier letzte Woche in Neuhaus wahrgenommen hat, könnte diesen Eindruck bekommen. Danach ist Hannover dem Bau nicht abgeneigt, war zu lesen. Bis zur deren Fertigstellung, die Jahre dauern kann, soll eine neue Fähre zum Einsatz kommen. Doch ganz so eindeutig scheint es nicht zu sein, will man den Beobachtungen der Brücken-Gegner Glauben schenken. 

Noch sei das laufende Genehmigungsverfahren durch den Landkreis Lüneburg noch gar nicht zum Abschluss gebracht, eine aktuelle und belastbare Kostenermittlung nicht vorgelegt und der erforderliche Eigenanteil des Landkreises in Höhe von 30 Millionen nicht nachgewiesen worden, berichtet Ludger Klus von der Bürgerinitiative "Ja zur Fähre – Nein zur Brücke" aus Neu Darchau, der ebenfalls an der Veranstaltung teilgenommen hatte. Damit bezieht er sich auf Äußerungen von Staatssekretär Wunderling-Weilbier aus dem Verkehrsministerium gleich zu Beginn der Veranstaltung.

Überdies sei die gewünschte Brücke ein rein kommunales Projekt in der Verantwortung des Landrats. "Die Landesregierung habe damit nichts zu tun", zitiert Klus den Staatssekretär. Allerdings bekräftigte dieser zugleich, dass die Landesregierung "die bekannte und noch gültige Beschlusslage selbstverständlich" einhalte und dass der in Aussicht gestellte Landesanteil in Höhe von aktuell 70 Millionen Euro zur Verfügung stehe – sofern der Landkreis sämtliche Voraussetzungen dafür erfüllt habe. 

Hinzu kommt laut BI, dass sich die Flächen für Zufahrt und Trasse der Brücke auf dem Gebiet des Landkreises Lüchow-Dannenberg befinden. Und der hat dem Projekt bekanntlich eine Absage erteilt. 

◼︎ BI geht auf Fährprobleme nicht ein

Mit Bezug auf das laufende Genehmigungsverfahren nennt die BI auch interessante Zahlen: So arbeiten von knapp 1.800 sozialversicherungspflichtig tätigen Personen in der Amtsgemeinde 700 lediglich 10 Kilometer von ihrem Wohnsitz entfernt. Weitere 700 pendeln in das angrenzende West-Mecklenburg. Lediglich insgesamt 170 Pkw- und ÖPNV-Nutzer pendeln mittels Fähre nach Lüneburg und Umgebung. Überdies bediene die Fähre 'Tanja' "täglich rund 500 Personentransporte und 300 Pkw- und Lasttransporte zuverlässig". Worauf die BI nicht eingeht, sind die zahlreichen Ausfälle der Fähre wegen Niedrigwasser, Eisgang, technischer Defekte und regulären Wartungsarbeiten. Zuletzt konnte "Tanja" wegen Niedrigwasser 77 Tage im Stück ihren Dienst nicht ausüben.

Interessant auch: Laut BI habe die ebenfalls anwesende Staatssekretärin Frauke Patzke aus dem Landwirtschaftsministerium dargelegt, dass mit dem Landesraumordnungsprogramm (LROP) keine Verhinderungsplanung betrieben werden dürfe. Ein Brückenbau dürfte, so die Staatssekretärin, also nicht ausdrücklich verhindern werden. Unabhängig davon aber könnten die räumlichen Voraussetzungen für eine Niedrigwasserfähre als Ziel der Raumplanung bestimmt werden. Und genau das befinde sich auf Landesebene in dem vom Gesetzgeber vorgesehenen Abschlussverfahren. "Das mochte in der Neuhauser Halle aber nicht so recht verfangen", so Klus. Zur Erinnerung: In der angekündigten Neuauflage des LROP war bislang vorgesehen, statt eines Brückenbaus ein neues Fährkonzept zu verfolgen. Dies hatte zu deutlicher Kritik geführt (LGheute berichtete).

◼︎ Hannover sagt ja, wenn sämtliche Voraussetzungen erfüllt sind

Ob Hannover die in Aussicht gestellten 70 Millionen Euro für den Bau der Brücke letztlich wirklich auf den Tisch legt, ist demnach also noch nicht gesagt. Dies wird auch durch eine weitere Einlassung von Staatssekretär Wunderlich-Weilbier deutlich. Laut BI hat er in der Veranstaltung darauf hingewiesen, dass den niedersächsischen Bürgern zwischen Emden und Göttingen, zwischen Braunschweig und Osnabrück und an norddeutschen Küsten schlecht zu erklären sei, dass deren berechtigten Ansprüche sich dem Bau einer 100 Millionen-Euro-Brücke in einer extrem dünn besiedelten Region unterordnen sollen. "Dennoch, so die abschließende Botschaft, werde das Land bei Erfüllung der Voraussetzungen seitens des Landkreises gemäß seiner aktuellen Beschlusslage den Bau der Brücke finanziell ermöglichen", zitiert Klus den Staatssekretär.


◼︎ Dazu auch auf LGheute:

 

 

 

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